Berlinische Galerie: Spenden für Jeanne Mammen
Der Berlinischen Galerie fehlen 20.000 Euro für den Transport zweier Werke von Jeanne Mammen von New York nach Berlin. Deshalb startete sie einen Spendenaufruf.
Wer vom Berlin der 1920er Jahre spricht, hat meist die Mädchen mit den Bubi-Köpfen, die elegischen Caféhaus-Besucherinnen und schicken Spaziergängerinnen vor Augen und denkt an Dix, Grosz und Heartfield. Dabei malte keine so hingebungsvoll die Revuegirls und mondänen Damen wie Jeanne Mammen. Ihr Beitrag als Chronistin der Goldenen Zwanziger ist zwar anerkannt, aber erst ihre Retrospektive im Herbst 2017 in der Berlinischen Galerie, die den Nachlass der 1976 verstorbenen Künstlerin hütet, dürfte sie endgültig in die Riege der bedeutenden Großstadtmaler rücken. 120 Werke werden gezeigt, nicht nur der 20er Jahre, auch der Nachkriegszeit, in der sie mit Formen, Farben und Materialien zu experimentieren begann.
Die Vorbereitungen für die große Schau laufen längst, wenn auch nicht so glatt wie gewünscht. Die Lotto-Stiftung gewährte die beantragten Mittel nicht zur Gänze, eine Lücke im Budget klafft nun beim Transport zweier wichtiger Werke aus den USA: der „Kaschemme (Fasching Berlin N)“ von 1930 und „Café Reimann“ vom darauffolgenden Jahr aus dem „Führer durch das lasterhafte Berlin“. 20 000 Euro fehlen, die jetzt mit einem Spendenaufruf eingeworben werden sollen.
Für die Berlinische Galerie hat sich das Fundraising schon bewährt
Eine ungewöhnliche Maßnahme, die zugleich erschrickt: Geht es unseren Museen mittlerweile so schlecht, dass sie auch noch für den laufenden Betrieb betteln gehen müssen? Bislang kannte man diese Form der Geldeintreibung als Ausnahme, bei Neubauten oder der Erwerbung einzelner Werke. Transport, Versicherung, so manches Mal auch Leihgebühr bringen den Ausstellungsbetrieb heute an seine Grenzen. Doch für die Berlinische Galerie hat sich das Fundraising für das Alltagsgeschäft bereits bewährt. Für die Herbeischaffung von Max Beckmanns „Selbstporträt mit Zigarre“ zur Jubiläumsausstellung 2015 wurde die Maschinerie schon einmal angekurbelt, über 50 000 Euro kamen zusammen.
Direktor Thomas Köhler macht sich nun berechtigte Hoffnungen, dass es wieder funktionieren könnte. Er sieht darin ein Mittel, neue Mitglieder für den Förderverein zu gewinnen. Zugleich will er das Beste im Bürger, seine mäzenatische Seite wecken. Nur darf sich der Staat nicht schlafen legen.
Nicola Kuhn
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