Nachruf auf J.J. Cale: Sechs Saiten für den Hintergrund
Keep your cool: zum Tod des Gitarristen J. J. Cale.
Als Mann aus Oklahoma hatte er schon die maulfaule Lässigkeit des Südens. Nur keine Aufregung, schien J. J. Cales Motto zu sein, und so schaukelten und shuffelten die meisten seiner Stücke wunderbar entspannt vor sich hin. „Ich mache Rock-’n’-Roll-Platten“, schrieb er 2009 in seinem einzigen Tweet unter dem Namen Slower Baby – was man als Anspielung auf seinen Freund „Slowhand“ Eric Clapton verstehen konnte, der Cales Song „Cocaine“ in einer vom Original kaum zu unterscheidenden Coverversion zum Welthit machte. Doch der von ihm mitbegründete TulsaSound, benannt nach der Stadt, in der er aufgewachsen war, speiste sich aus vielen Quellen.
Ein Quäntchen Rockabilly, die entschärfte, melodiösere Variante des Rock ’n’ Roll, ein wenig Country, den er als 20-Jähriger in der Hochburg Nashville studiert hatte, ein wenig Blues und ordentlich synkopierter, swingender Jazz, bei Bedarf auch mal ein Reggaerhythmus: Das war die in ihren Anteilen veränderliche Mischung, an der sich viele berauschten – und die meisten mit größerem Erfolg als er. Denn während eine von seiner Musik maßgeblich beeinflusste Band wie die Dire Straits, die in ihren Anfängen etwas durchaus Unangepasstes hatte, schließlich in die Stadien zog, spielte er seine Gitarre, wenn er sich mit ihr überhaupt öffentlich zeigte, nur auf kleineren Bühnen.
J. J. Cale war der typische Mann im Hintergrund, und nach allem, was man weiß, fand er darin Erfüllung. Obwohl er selbst alles andere als unproduktiv war – erst im Frühjahr wurde eine Box mit fünf seiner klassischen Alben neu aufgelegt –, war es für ihn eine Genugtuung, dass die anderen seine Lieder weitertrugen. Wenn Clapton „After Midnight“ spielte, manchmal sogar zusammen mit ihm, wenn Lynyrd Skynyrd „Call Me the Breeze“ als Rockgewitter inszenierten, oder Freddie King und Captain Beefheart auf je eigene Weise „I Got The Same Old Blues“ stöhnten, sah er, dass seine Musik lebendig war, und er konnte sich seelenruhig aufs Land in Oklahoma zurückziehen, wo er nach langen unsteten Jahren in Trailerparks zuletzt wieder lebte.
Ob er als Gitarrist in den Olymp gehört – Neil Young stellte ihn an die Seite von Jimi Hendrix –, mag man mit Recht bezweifeln. Aber die Ökonomie seines Spiels, verbunden mit der Monotonie seines Sprechgesangs, ist für das Genre, in dem er sich bewegte, eindrucksvoll – und in Zeiten, in denen jeder 15-Jährige vordergründig schon besser spielt, ein Gegengift gegen leerlaufende Virtuosität. Fünf Monate vor seinem 75. Geburtstag ist J. J. Cale nun in einem Krankenhaus im kalifornischen La Jolla einem Herzinfarkt erlegen. dotz
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