Afrobeat im Haus der Kulturen: Schwitzen wie in Mogadischu
Disco-Beat aus Somalia: die Dur-Dur Band spielt beim "Find the File"-Festival im Haus der Kulturen.
Und immer wenn man glaubt, man hätte die Welt erfasst, erklingen von irgendwoher die seltsamen Klänge einer verlorenen Band, die plötzlich aus der Versenkung aufgetaucht ist. So wie die Dur-Dur Band, die in den Achtzigern eine der bekanntesten Bands in Somalia war und die in den Tanzlokalen von Mogadischu Touristen mit ihrem eigenwilligen Funk-Sound begeisterte. Nachdem der Bürgerkrieg Anfang der Neunziger dem Aufbruch ein jähes Ende bereitete, flüchteten die meisten Musiker ins Exil.
Festgehalten auf verrauschten Kassetten
Auch die Dur-Dur Band fiel auseinander, ihre auf Kassetten veröffentlichte Musik geriet in Vergessenheit. Bis John Beadle 2007 einige Songs auf seinem „Likembe!“-Blog als „Mystery Somali Funk“ postete und Brian Shimkovitz’ Label „Awesome Tapes from Africa“ ein von einer verrauschten Kassette gezogenes Album herausbrachte. Zuletzt hat Samy Ben Redjeb von „Analog Africa“ in Mogadischu einige Mastertapes gefunden und mit der Wiederveröffentlichung ihrer ersten beiden Alben dafür gesorgt, dass wieder Aufnahmen in guter Tonqualität vorliegen.
Beflügelt vom neu geweckten Interesse an ihrer Musik haben sich einige der in der Diaspora verstreuten Musiker zur Dur-Dur Band International vereinigt, um die Goldenen Achtziger noch mal aufleben zu lassen. Acht Musiker plus vier Sängerinnen und Sänger stehen beim Auftritt im Rahmen des „Find the File“-Festivals im Haus der Kulturen der Welt auf der Bühne, um das Publikum ins schwitzende Gedränge eines somalischen Nachtclubs zu entführen.
Einflüsse sogar aus Indien
Mit einer Musik, die sich aus alten Traditionen entwickelt hat: Banaadiri, Dhaanto und der spirituelle Saar, eine Art zeremonieller Geisterbeschwörungsmusik, von der behauptet wird, sie könnte einen verhexen. Dabei werden die somalischen Folksongs nicht nur mit den urbanen Sounds von Funk, Disco, Reggae and Latin-Rock angereichert, sondern auch mit orientalischen und indischen Einflüssen.
Angetrieben vom hypnotischen Beat einer Kuhglocke entsteht ein Klanggebrodel mit Blubber-Bässen und poppigen Keyboards, das unweigerlich ans Tanzbein kickt. Den Somali-Hit „Diinleeya“ spielen sie gleich zweimal nacheinander, die jubilierende Stimme der gelegentlich zur Melismatik neigenden Sängerin Fadumina Hilowleh erinnert schon mal an Bollywood-Soundtracks, das Saxofon schmeckt nach Ethio-Jazz. Dabei sind diese Disco-Beat- und Afro-Soul-Verschnitte nichts anderes als Liebeserklärungen an den magischen Party-Groove, der alle Anwesenden vor und auf der Bühne den entscheidenden Millimeter über dem Boden schweben lässt.
Dur-Dur bedeutet Frühling
Eine Musik voller sprühender Dynamik, die mit rastloser Perkussion die Seelen zum Schwingen bringt. Und wer sich in der Euphorie ihres federnden Grooves verliert, kann immer noch süchtig werden und die Welt in einen Tanz der Glückseligkeit verwandeln. Dur-Dur bedeutet auf Somali Frühling.
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität