Kultur: Schöner schlagen
In dem Science-Fiction-Thriller „Aeon Flux“ kämpft Charlize Theron gegen den bösen Staat
Sie behandelten ihn mit derselben Verachtung, mit der Charlize Theron am Anfang ihres neuen Films eine Fliege von ihrem Auge verjagt. Fast alle amerikanischen Journalisten zerfetzten „Aeon Flux“ förmlich in ihren Kritiken. Die „New York Post“ kürte ihn zum schlechtesten Film des Jahres. „Gleichzeitig dumm, prahlerisch und schrecklich langweilig“, höhnte der „Hollywood Reporter“.
Dabei ist die Filmversion des erfolgreichen MTV-Comicabenteuers von 1993 gar nicht so übel. Werden doch neben den typischen Action-Klischees – die Heldin ist immer nur gerade so schwer verletzt, dass sie noch weiter töten kann – auch durchaus intelligente Fragen gestellt: etwa nach der Notwendigkeit staatlichen Handelns zum Schutz des Gemeinwohls, auch wenn Menschenrechte ausgehebelt werden. Oder nach den wirklichen Interessen einer Regierung, die Gefahr in Verzug fürs Land wittert und die Bürger auf den Kampf gegen einen dämonisierten Feind einschwört.
Die Gegner der Staatsmacht in „Aeon Flux“ heißen Monicans, eine Rebellengruppe, die sich gegen die Politik der Wissenschaftler-Regierung der Gebrüder Trevor (Marton Csokas) und Oren Goodchild (Jonny Lee Miller) wehrt. Die beiden regieren im Jahr 2415 zusammen mit Berufskollegen die Stadt Bregna, das letzte Überbleibsel der Erde nach einer Viruskatastrophe 400 Jahre zuvor. Im Innern des Ortes, der von einer riesigen Mauer umschlossen ist, scheint es den Bürgern materiell gut zu gehen. Doch herrschen die beiden Brüder über ein totalitäres System, in dem immer öfter junge Frauen einfach verschwinden. Als die Schwester der Rebellin Aeon Flux (Charlize Theron) im Auftrag der Regierung ermordet wird, nimmt die Trauernde den Auftrag an, Präsident Trevor zu töten.
Mit ähnlichen Themen beschäftigten sich schon „Matrix“ oder „Minority Report“, auch Aldous Huxley oder George Orwell sind mit ihren Ideen in dem Film vertreten. Regisseurin Karyn Kusama freilich reißt diese Themen nur an, um die furiosen Actionszenen mit Charlize Theron mit einer halbwegs glaubwürdigen Geschichte zu unterfüttern. Nach ihrer oscarprämierten Verunstaltung bei „Monster“ darf sie als Aeon Flux wieder zeigen, wie attraktiv sie in Wirklichkeit aussieht – und wie ästhetisch sie krabbeln und Männer niederschlagen kann. Die abwechslungsreichen Kulissen sind eine Pracht, die relativ niedrigen Produktionskosten von 55 Millionen US-Dollar kaum bemerkbar.
Schwer verständlich, warum angesichts des soliden Action-SciFi-Abenteuers die US-Medien so allergisch reagiert haben. Gibt es zu viele Comic-Verfilmungen? Ist der Film zu staatskritisch? Oder tut sich hier – verschwörungstheoretische Variante – ein Kollektivgroll darüber auf, dass das uramerikanische Genrestück komplett in Potsdam gedreht wurde?
Der Film läuft in 10 Berliner Kinos.
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