About Blank: Schön in Schwabylon
Es ist dann mal wieder so ein Wochenende, an dem man alles geben muss. Zu Besuch in Berlin sind D.
Es ist dann mal wieder so ein Wochenende, an dem man alles geben muss. Zu Besuch in Berlin sind D. und T., und obwohl beide die vierzig überschritten haben, heißt das immer: Ausgehen bis zum Abwinken, auf Konzerte, in Kneipen, Bars und Clubs. Nach zwei Möbel-Olfe-Abenden landen beide am Freitag im Schokoladen, zu dessen 25-Jahr-Feier, und verteilen sich anschließend: T. fährt schon mal vor ins About Blank (nennt sich eigentlich: „://about blank“), ein Club am Markgrafendamm, in Ostkreuz-Nähe, zum 48 Stunden dauernden sogenannten Homopatik Schwabylon. T. fragt, ob ich nicht mitkommen wollte, es seien aber eben vor allem Männer da. Ich gehe dann doch lieber erst mal mit D. ins Eschloraque, zu Hiro und Hito, die hier auflegen und die der in Schanghai arbeitende D. gut kennt.
Das Eschloraque ist ja ein Phänomen: Es sieht immer noch so aus wie in den neunziger Jahren, es hält sich wacker in dieser fast nur von Touristen bevölkerten Gegend am Hackeschen Markt – und es ist trotzdem genau wie früher ein antiquierter, düsterer, nicht wirklich zwingender Laden. Nach ein paar Getränken ziehen D. und ich weiter, ins an diesem heißen Abend erstaunlich leere Drei. Hier aber gefällt es D. nur in Maßen, und zwar nicht, weil so wenig Leute da sind: „Mir ist das viel zu hetero und zu schick“ sagt er gegen vier Uhr, setzt sich ins Taxi und lässt sich ins About Blank fahren.
Am Samstagmittag erzählt T. dann, D. sei bis um 11 Uhr morgens im About Blank gewesen. Jetzt sitze er immer noch bei irgendwelchen Freunden rum und wolle nicht ins Bett. T. macht sich Sorgen. Er und D. wollen am Abend nach Island fliegen, und um eine Nachtlebenleiche will er sich im Flugzeug partout nicht kümmern. Er selbst hat sich am Freitag früh verabschiedet, will nachmittags aber in jedem Fall noch zum Homopatik Schwabylon. Die Menschenschlange, die sich gegen drei Uhr nachmittags vor dem About Blank gebildet hat, ist riesig. Ich winke ab. T., der ja schon einen Stempel hat, verschwindet nach drinnen. Ein paar Stunden später erzählt er: „Ist um die Uhrzeit schon krass. Manche sahen wirklich kaputt aus, das sieht man bei Tag ja gut, und ich hatte den Eindruck, die wollen das bis Sonntagnacht durchhalten. Und dieser Sound: einfach nur stumpf, bummbumm, ohne Vocals, ohne Flächen, ich weiß nicht.“ T., eigentlich begeisterter Indie- und Indietronics-Fan, überlegt, ob Rockdiscos nicht doch eine tolle Einrichtung seien (mal schön zu My Bloody Valentine und den Beach Fossils tanzen!) und man das mit dem Clubben nicht bald sein lassen solle. Gott sei Dank ruft in dem Moment D. an und gibt Entwarnung. Er sei fit und alles in Ordnung. Er freue sich schon darauf, in Reykjavik herumzuziehen.
Gerrit Bartels
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