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Schwarz-Weiß-Fotografie von Prag.
© Galerie Argus Fotokunst

Tschechische Avantgarde-Fotografie: Schattenspiele

Die Galerie Argus Fotokunst gibt mit schwarz-weißen Aufnahmen von tschechischen Fotografen einen Einblick in den Facettenreichtum der Avantgarde-Fotografie ab 1920 bis in die achtziger Jahre.

Ein weiblicher Akt mit Pagenschnitt hockt auf einer hellen Kiste und beugt sich hinab zu einem Hula-Hoop-Reifen. An der Wand dahinter entwickelt das Schattenbild ein reges Eigenleben. Die experimentellen Akte von František Drtikol sind legendär. Seine Arrangements weiblicher Körper, geometrischer Kulissen und kunstvoller Bewegung, die die körperliche Erotik mit Elementen des Tanzes und Theaters verbindet, zeigen seine Vision der „neuen Frau“, die einerseits sportlich modern daherkommt, dank Schattenspiel aber auch ihr Geheimnis wahrt.

Drtikol ist ein Klassiker der sich auf Prag konzentrierenden tschechischen Fotografie, die ab den 1920er- Jahren eine ungeheure Vielfalt fotografischer Ausdrucksweisen entwickelt. Er war der erste international bekannte Fotograf aus Tschechien und schon damals berühmt. Kein Wunder also, dass er Impulse gab, die spätere Fotografen aufgriffen. Bei Josef Vetrosvský sind es wieder geometrische Kulissen, eine ausgeprägte Lichtinszenierung und das auffällige Schattenspiel, das fast ein Jahrzehnt nach Drtikol die Akte kennzeichnet. Die Lichtführung in seinem „Akt mit Porzellanschale“ ist so transparent, dass man den Eindruck einer Solarisation hat.

Ausstellung zeigt Facetten der Avantgarde

Die Galerie Argus Fotokunst gibt mit schwarz-weißen Aufnahmen von knapp 20 tschechischen Fotografen einen Einblick in den Facettenreichtum der Avantgarde-Fotografie ab 1920 bis in die achtziger Jahre. Die Aufnahmen stammen sämtlich aus einer Privatsammlung, teilweise handelt es sich um Editionen, die Preise liegen zwischen 600 und 1200 Euro. Neben den Akten gibt es etliche Prager Stadtaufnahmen, darunter ein paar hervorragende Impressionen von Vilém Reichmann, Jan Lauschmann und Josef Sudek, die an die romantisierende Straßenmotive von Pariser Fotografen wie Eugène Atget erinnern.

Surreale Tendenzen bei Alexander Hackenschmied

Daneben hängen experimentelle Positionen wie die Fotocollage „story no. 2“ von Martin Hruška (1989), die an Tatortszenerien im Stil des film noir von Roger Parry aus den 1930er-Jahren erinnern. Außerdem finden sich diverse Fotografien von Alexander Hackenschmied aus den Vierzigerjahren, die deutlich surreale Tendenzen aufweisen. Ein Strang, der in der tschechischen Fotografie besonders ausgeprägt ist, wie man zur Zeit noch in der Ausstellung „Real SurReal“ zur Foto-Avantgarde in Berlin, Paris und Prag im Kunstmuseum Wolfsburg sehen kann.

Argus Fotokunst, Marienstr. 26; bis 28. 3., Mi–Sa 14–18 Uhr

Angela Hohmann

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