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Diebische Freude. Katharina Thalbach in „Sommernachtstraum“.
©  Alexander Müller

Katharina Thalbach in Berlin: Sag mir Tango, sag mir wann

One-Woman-Show: Katharina Thalbach begeistert mit einem fulminanten Astor-Piazzolla-Abend an der Komischen Oper.

Wer Tango sagt, muss eigentlich immer auch den Namen von Astor Piazzolla nennen. Der argentinische Komponist und Bandoneon-Spieler revolutionierte diesen Tanz, würzte die traditionelle Musik mit etwas Jazz und ein wenig Strawinsky – und erschuf so den „Tango Nuevo“, den neuen Tango. Es ist also nur folgerichtig, dass die Komische Oper ihr Tango- Festival vom Wochenende mit einem Stück von ihm eröffnet. Piazzollas Musik zu einer französischen Inszenierung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ist eher unbekannt, seit der Uraufführung 1986 verschwand sie bis auf eine Plattenaufnahme in der Versenkung.

Eigentlich sollte laut Programm lediglich eine konzertante Aufführung mit Erzählerin und Tänzern geboten werden. Im Verlauf des Stücks wird jedoch klar: Das ist eine maßlose Untertreibung. Die Erzählerin gibt nämlich Katharina Thalbach, und die One-Woman-Show, die die Schauspielerin auf der Bühne zeigt, darf gut und gerne Theater genannt werden. Mit diebischer Freude schlüpft Thalbach in die vielen verschiedenen Rollen, vor allem als hinterhältiger Elf Puck ist sie großartig. Zwischen Shakespeares Dialogen kommentiert sie das Geschehen mit viel Witz, die unverkennbare Stimme tut ihr Übriges.

Erfrischend und ungewöhnlich

Thalbach hat unübersehbar viel Spaß an diesem Abend, dasselbe gilt für die Musikerinnen und Musiker. Unter der Leitung des norwegischen Bandoneon- Virtuosen Per Arne Glorvigen wirft sich das Ensemble mit Verve in die Klänge, geht Piazollas Musik wild, rhythmisch und perkussiv an, um im nächsten Moment wieder zart und sinnlich zu spielen. Vor allem bei den dazwischen gestreuten Trios aus Bandoneon, Kontrabass und Geige entsteht eine Intimität, wie man sie in einem so großen Saal, wo sonst dramatische Arien erklingen, selten erlebt.

Und weil das Ganze ja ein Tango-Festival ist, muss natürlich auch Bewegung drin sein. Vier Tänzerinnen und Tänzer runden die gelungene Inszenierung ab. Musik, Tanz und Theater gehen Hand in Hand und ermöglichen so einen erfrischenden, weil ungewöhnlichen Blick auf den Sommernachtstraum.

Elias Pietsch

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