Filmzensur in Russland: Russisch Rot
In Russland wird die Ausstrahlung der Filmsatire „Der Tod von Stalin“ verboten. Das Werk "entweihe historische Symbole". Stalin wird unter Putin wieder anschlussfähig.
Der Ton wird rauer in der russischen Kulturpolitik, aber von Zensur will niemand reden. Nach einem Polizeieinsatz in Moskaus historischem Pionier Cinema hat nun auch das letzte russische Kino Armando Iannuccis bitterböse Satire „Der Tod von Stalin“ aus dem Programm genommen. Dem Verleih war die Lizenz bereits vergangene Woche mit der Begründung entzogen worden, dass die Komödie über die Machtkämpfe unter Stalins Gefolgsleuten „unsere historischen Symbole entweihe“, wie es aus dem Kultusministerium hieß. Stalin genießt in Wladimir Putins Russland derzeit so viel Ansehen wie noch nie seit der Entstalinisierung unter Chruschtschow ab 1956. In einer Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts Lewada gaben Anfang des Jahres 46 Prozent der Befragten an, ein positives Bild von Stalin zu haben. Der Kinostart fällt zusammen mit den Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Schlacht von Stalingrad, der Film sei ein Affront gegenüber den Veteranen – und den Opfern des Stalinismus, so ein Sprecher des Ministeriums. Dort herrscht ohnehin Chaos, erst vergangene Woche scheiterte nach öffentlichen Protesten der Versuch, den Start des Kinderfilms „Paddington 2“ zu verschieben, um den Erfolg eines Propagandastreifens über den Olympiasieg des russischen Basketballteams gegen die Amerikaner 1972 nicht zu gefährden. Armando Iannucci ist einer ideologischen Agenda dagegen unverdächtig. Wer seine preisgekrönte Polit-Sitcom „Veep“ kennt, weiß, dass dem englischen Regisseur nichts heilig ist. Über die Werbung dürfte er sich freuen.