Knockout-Kino: Rocky und der wilde Stier
Sylvester Stallone und Robert De Niro stehen noch einmal im Ring: „Zwei vom alten Schlag“ ist eine Satire des Genres Boxerfilm.
Wer in Hollywood ein gewisses Dienstalter erreicht, läuft Gefahr, nur noch als Selbstzitat vermarktet zu werden. Sylvester Stallone ist gleichzeitig Opfer und Profiteur dieses Schubladendenkens. Nach fünf „Rocky“- und drei „Rambo“-Filmen versuchte er in den Neunzigern vergeblich, jenseits des Muskelmänner-Genres Fuß zu fassen. Schließlich fügte er sich in sein Schicksal und läutete mit seinen Spätrevivals „Rocky Balboa“ (2006) sowie „John Rambo“ (2008) die Ära der Altherren-Actionfilme ein, die nicht ohne Ironie von der Revitalisierung gebrochener Manneskraft erzählen. In immerhin zwei „Expendables“-Folgen wurde die Idee sogar bis ins gruppentherapeutische Format ausgebaut.
Peter Segals „Zwei vom alten Schlag“ funktioniert nach ähnlichem Muster. Zu Sylvester Stallone gesellt sich hier Robert De Niro, der selber als wandelnde Schauspielerlegende auf weitaus höherem Niveau seine Unkaputtbarkeit, aber auch eine ausgeprägte Neigung zum Selbstzitat bewiesen hat. Die beiden werden nun als rivalisierende Boxchampions erneut in jenen Ring gestellt, in dem De Niro in Scorseses „Wie ein wilder Stier“ und Stallone als „Rocky“ Filmgeschichte geschrieben haben.
Vor dreißig Jahren, so will es das Drehbuch, haben die beiden erfolgreichen Sportler sich in zwei Kämpfen gegenseitig den Sieg gestohlen. Bevor es zum Entscheidungskampf kommen konnte, zog sich Henry Sharp (Stallone) aus dem Geschäft zurück. Auch wenn Billy McDonnen (De Niro) danach als Profiboxer Karriere machte, giert er immer noch nach einer Revanche gegen den alten Konkurrenten. Ein windiger Promoter (Kevin Hart) setzt alles daran, die beiden Veteranen wieder in den Ring zu bekommen. Aber die Männer kämpften damals nicht nur um Titel, Ruhm und Reichtum, sondern auch um das Herz einer Frau (Kim Basinger).
Solange sich Segal auf den Zickenkrieg der Vorruhestandsmachos konzentriert, entwickelt „Zwei vom alten Schlag“ durchaus parodistischen Charme. Die stoische, dem limitierten schauspielerischen Vermögen geschuldete Aura Stallones und De Niros facettenreiche Darstellung eines gealterten Alphatiers bilden auf der Leinwand einen unterhaltsamen Kontrast. Dass mit der Darstellung der skurrilen PR-Methoden für den Kampf der Veteranen auch das eigene Marketing-Konzept gespiegelt wird, verleiht dem Unternehmen eine angenehm selbstironische Note.
Leider reicht Segal die Genresatire nicht. Er versucht, die Geschichte mit emotionaler Tiefe zu versehen. Die aufgewärmte Lovestory aber, in der Stallone und Basinger steifbeinig umeinanderturteln, geht über die Auflistung behaupteter Gefühle nicht hinaus. Und auch das Drama zwischen Vater und unehelichem Sohn, das De Niros Lebemannfigur aufgebürdet wird, verfängt sich in den Standards simpler Seifenopern.
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