Zuwachs für die Sammlung des Bauhaus-Archivs: Reiche Gaben
Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder sowie der Wüstenrot-Stiftung hat das Berliner Bauhaus-Archiv wichtige Werke für seine Sammlung erworben.
Das Bauhaus-Archiv in Berlin erweitert seine Sammlung um mehrere wertvolle Schlüsselwerke. Das Museum habe Teilnachlässe von vier renommierten Bauhaus-Künstlern erworben, teilte das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung am Freitag in Berlin mit. Unter den Ankäufen befinden sich unter anderem die 32 berühmten Maskenfotos von Gertrud Arndt (1903-2004), der Entwurf Benita Koch-Ottes (1892-1976) für den Teppich des Direktorenzimmers von Walter Gropius (1883-1969) sowie wegweisende Reklamearbeiten und Architekturpläne von Alfred Arndt (1898-1976).
Ebenso gehört das Tagebuch der Bauhaus-Malerin Gunta Stölzl (1897-1983) nun zu der Sammlung. Das Schriftdokument von 167 Seiten liefert einen Einblick in die wenig dokumentierte Frühzeit des Bauhauses und gilt ebenfalls als bedeutendes Zeugnis der Bauhaus-Geschichte, hieß es weiter.
„Die Konvolute sind durch ihren Umfang und ihre Geschlossenheit von einzigartiger kunsthistorischer Bedeutung. Sie stammen direkt aus dem Besitz der Nachfahren und sind von einwandfreier Provenienz“, erklärte die Direktorin des Bauhaus-Archivs/Museum für Gestaltung, Annemarie Jaeggi. Die Ankäufe seien unter anderem durch die finanzielle Unterstützung der Kulturstiftung der Länder sowie der Wüstenrot-Stiftung zustande gekommen.
Benita Koch-Otte galt als eine der begabtesten Weberinnen am Bauhaus. 1925 wurde sie als Leiterin der Weberei an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle berufen. Das Bauhaus-Archiv hat nun 116 ihrer Arbeiten auf Papier in Aquarell, Tusche und Bleistift sowie neun Knüpfproben neu erworben.
Gertrud Arndt wurde vor allem durch ihr fotografisches Werk bekannt. In ihren Maskenfotos fotografierte sie sich selbst in immer neuen Kostümierungen, Frisuren, Posen und Mimiken. Sie habe damit vorweggenommen, was in der Nachkriegskunst an künstlerischer weiblicher Selbstinszenierung thematisiert wurde, hieß es.
Der Architekt Alfred Arndt wurde 1929 ans Bauhaus berufen. Später wirkte er in Probstzella als Reklamegrafiker und Architekt. Nach Kriegsende wurde er Baurat in Jena. 1948 zog Arndt nach Darmstadt und arbeitete dort weiter als Architekt, vorwiegend für die Industrie. Sein Gemälde „Thüringische Landschaft“, das als eine der eindrücklichsten Landschaftsdarstellung seiner Zeit gilt, geht nun ebenfalls in die Berliner Sammlung über.
Gunta Stölzl gelang es als einziger Frau, in die Position einer Meisterin und damit Leiterin einer Werkstatt am Bauhaus aufzusteigen und sich im männlich dominierten Kollegium zu behaupten. Ihr neu erworbenes Konvolut umfasst Fotografien sowie zentrale Dokumente zur Geschichte des Bauhauses.
Das Bauhaus-Archiv wurde 1960 von dem Kunsthistoriker Hans Maria Wingler mit Unterstützung des Bauhaus-Gründers Walter Gropius in Darmstadt gegründet. Ziel war, der nach 1933 in alle Welt verstreuten materiellen Erbschaft des Bauhauses ein neues Domizil zu geben. Das Bauhaus (1919-1933) war die bedeutendste Schule für Architektur, Design und Kunst im 20. Jahrhundert und löste sich unter dem Druck der Nationalsozialisten auf. Die Bestände sind seit der Gründung des Bauhaus-Archivs in Berlin zur weltweit facetten- und umfangreichsten Bauhaus-Sammlung gewachsen, hieß es nach Museumsangaben.
In dem von Walter Gropius entworfenen Gebäude in Berlin präsentiert das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung Schlüsselwerke seiner Sammlung. Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses 2019 erhält die Berliner Bauhaus-Institution in den kommenden Jahren einen Museumsneubau, um die Bestände ihrer internationalen Bedeutung entsprechend präsentieren zu können, kündigte das Museum weiter an. epd
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