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Grammys
© AFP

Grammys: Stufen zum Himmel

Viel los bei den diesjährigen Grammy-Awards: Ein Altrocker räumte mit Country ab, Jennifer Hudson bewegte das Publikum, Coldplay sind sich weiter keiner Schuld bewusst. Nur eine Künstlerin fehlte.

Man ist nie zu alt, um sich neu zu erfinden. Und damit Erfolg zu haben. Das weiß jetzt auch Robert Plant, einst Kopf der britischen Rockband Led Zeppelin. Ganze 38 Jahre nach ihrem größten Hit, der Endlos-Ballade „Stairway to heaven“, und 28 Jahre nach Auflösung der Gruppe hat Plant in der Nacht zu Montag bei der Verleihung des Musikpreises Grammy abgeräumt. Gleich fünf Auszeichnungen durfte der inzwischen 60-Jährige für seine Zusammenarbeit mit Country-Sängerin Alison Krauss auf dem gemeinsamen Album „Raising Sand“ entgegennehmen.

Weil sich die CD stilistisch nicht recht einordnen lässt, war „Raising Sand“ unter anderem in den Kategorien „Pop“, „Folk“ und „Country“ nominiert – und gewann jedes Mal. Dabei ließ Robert Plant im Staples Center in Los Angeles keinen Zweifel daran, wem von beiden die meiste Aufmerksamkeit gebührte: Bei den Dankesreden zu den ersten vier Preisen ließ er Alison Krauss erst gar nicht zu Wort kommen – eine Erfahrung, die in den siebziger Jahren schon Led-Zeppelin-Kollege Jimmy Page machen musste. Als Alison Krauss dann doch noch etwas sagen durfte, lobte sie den Altrocker: „Mit ihm wird es nie langweilig.“

Der emotionalste Moment des Abends gehörte Oscar-Preisträgerin und Sängerin Jennifer Hudson. Vor drei Monaten waren ihre Mutter, ihr Bruder und ein Neffe ermordet worden, jetzt erschien die 27-Jährige persönlich, um den Grammy für ihr Debüt als bestes R&B-Album entgegenzunehmen. Im Gegensatz zu manch anderem Künstler hielt sie ihre Rede knapp, dankte unter anderem „meiner Familie im Himmel und meiner Familie, die heute hier bei mir ist“.

Lil Wayne bekam vier Preise

Neben Robert Plant und Alison Krauss gehörte auch Rapper Lil Wayne zu den Gewinnern des Abends. Vier Mal wurde er ausgezeichnet, und seiner Mimik zufolge hatte er diese Ehre erwartet. Wayne hatte sich in der Vergangenheit mehrfach als den „besten Rapper weit und breit“ bezeichnet.

Zum Song des Jahres wählte die Jury „Viva la Vida“ von Coldplay – und das, obwohl gerade eine Schadenersatzklage gegen die britische Band läuft. Der US-Gitarrist Joe Satriani behauptet, Coldplay hätten sich für „Viva la Vida“ bei einer seiner eigenen Kompositionen bedient. Sänger Chris Martin sieht das natürlich ganz anders: Die Melodie will ihm eines Nachts beim Klavierspiel eingefallen sein.

Auch Deutsche konnten sich über den wichtigsten internationalen Musikpreis freuen – allerdings wie in den Vorjahren eher in Nischenkategorien. Der Frankfurter Komponist Hans Zimmer bekam einen Preis für seine Musik zum jüngsten Batman-Film „The Dark Knight“, die Berliner Philharmoniker und der Rundfunkchor gewannen in der Kategorie „Beste Choreinspielung“.

Eine Britin war wenig stilbewusst

Zur Tradition der Grammy-Verleihung gehört auch, dass sich mindestens ein Künstler einen optisch fragwürdigen Auftritt leistet. Im Vorjahr war es Rapper Kayne West, der mit überdimensionaler Leuchtbrille zum Mikro griff. Diesmal erwies sich die britische Sängerin Mathangi Arulpragasam – bekannt unter dem Künstlernamen M.I.A. – als erschreckend wenig stilbewusst: Die Hochschwangere hatte ihren Kugelbauch mit einem Schachbrettmuster zum Riesenfußball verkleidet, ihre Brüste zu zwei weiteren Bällen.

Eine Künstlerin fehlte: Rihanna war ebenfalls für den Showteil eingeplant, sie sagte kurzfristig ab. Über ihr Nichterscheinen wurde den ganzen Abend getuschelt. Offenbar fehlte sie, weil ihr Freund Chris Brown zuvor laut Polizeibericht eine Frau geschlagen hatte. Ob am Ende gar Rihanna selbst das Opfer war, blieb unklar. Chris Brown jedenfalls hat bereits einen neuen Spitznamen: Auf Klatschseiten im Internet wird er „Ike Turner“ genannt.

 Sebastian Leber

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