Konzertkritik: Robert Plant & Band Of Joy in der Zitadelle
Der Sommer ist zurück, als hätte er sich erbarmt für einen Tag. Sonne und blauer Himmel für tausende angegraut langmähniger Männer in extraweiten Led-Zeppelin-T-Shirts, die sich freuen auf ihren alten Helden Robert Plant.
Der fast 63-jährige, der mit langen Lockenhaaren, Knebelbart und verwitterten Gesichtszügen inzwischen eher wirkt wie ein zerknitterter Ritterdarsteller als ein Megarockstar, wirft kurz das Mikrofonstativ in die Luft, kreischt "Hey!", und erinnert so an die großen Zeiten, während derer er in den 70ern als Sänger mit Led Zeppelin mächtig Furore gemacht hat. Amüsiert grinst er in die tosende Menge, denn eigentlich will er schon lange nichts mehr zu tun haben mit dem Ruhm vergangener Zeiten, will nicht den Rest seines Lebens als Led-Zeppelin-Darsteller vertrocknen und sich auf Ewigkeiten wiederholen mit "Stairway To Heaven".
Längst hat sich Plant von seiner Vergangenheit befreit, hat in den letzten Jahren mit wechselnden Mitstreitern immer wieder frische musikalische Ideen entwickelt, neue Einflüsse integriert - von afrikanischen Wüstensounds bis zu amerikanischer Folkwurzeligkeit - hat exquisite Alben aufgenommen. Unter anderem gemeinsam mit Alison Krauss das vorzügliche Grammy-Gewinner-Album von 2007 "Raising Sand" und zuletzt "Band Of Joy", eine der herausragenden Platten des letzten Jahres.
Diese "Band Of Joy" nun auf der Bühne zu erleben, ist in der Tat eine große Freude. Marco Giovino am kleinen Schlagzeug und Byron House, wechselnd zwischen Bassgitarren und Kontrabass, bilden eine feste Basis für eine feine Mischung aus ruhigen akustischen Folk- und kräftigen Rockklängen. Singer/Songwriter Darrell Scott verfeinert abwechselnd mit diversen Gitarren, Pedal Steel, Mandoline, Bouzouki und Gesang. Buddy Miller, der gerade selber das exquisite Album "Buddy Miller's Majestic Silver Strings" veröffentlicht hat, sumpft oder twängt in den tiefen Lagen einer Danelectro-Bariton-Gitarre, trillert und schrägelt auf diversen exotischen Gitarrenmodellen, produziert Schwirr-Sounds mit wehendem Wah-Wah, zieht Country-Soli in gewaltige Schräglagen, um sie dann wieder gerade zu rocken.
Wie gut, dass Miller diese sehr individuellen Ausdrucksmöglichkeiten an die Seite von Plants Stimme setzen kann, dass er es nicht nötig hat, den Versuch zu unternehmen, den ehemaligen Led-Zep-Gitarren-Heroen Jimmy Page nachzuahmen. Und so auch den doch erstaunlich vielen Led-Zeppelin-Songs im Programm einen völlig neuen und anderen Charakter zu verleihen.
Woran natürlich Plants immer noch vorzüglicher Gesang mit exquisitem Phrasing den größten Anteil hat, tiefer gedunkelt inzwischen, und nicht mehr so ins eitel überdrehte, hysterisch Kreischende aufflatternd. Die hohen Lagen diverser Duette und der tollen gospeligen Backgroundchöre überlässt er der wunderbaren Singer/Songwriterin Patty Griffin. Robert Plant und seine Band Of Joy sind wirklich ein großes Vergnügen.
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