Neues Album: PJ Harvey: Mann, Frau
Drei Worte genügen, um ihr kreatives Konzept zu beschreiben: Wiederholung ist verboten. Wilde Leidenschaft charakterisiert PJ Harveys neues Album.
„Ich könnte ohne weiteres immer wieder dieselbe Formel benutzen, und viele Leute fänden das wahrscheinlich sogar großartig. Aber ich würde dabei innerlich absterben“, sagt die 39-Jährige. Und so kauft sie sich immer wieder neue Instrumente, erforscht deren Geheimnisse und sucht nach Klängen für ihre Texte.
Diese Experimentierfreude hat sie um eine größere Bekanntheit gebracht. Doch ihre musikalische Entwicklung ist faszinierend. Nach den Anfängen als Garagenrock-Berserkerin in den frühen Neunzigern wandelte sich die aus Dorset stammende Musikerin zur düsterintrovertierten Songwriterin und dann zur Mainstream-Rockerin, die für ihr Album „Stories from the City, Stories from the Sea“ (2000) als erste Frau den Mercury Prize gewann. Natürlich bog sie anschließend wieder in wildere Gefilde ab – vorläufiger Höhepunkt: „White Chalk“ (2007), auf dem sie mit ungewohnt hoher Stimme sang und das Klavier statt der Gitarre zum Leitinstrument machte.
Eigentlich wäre jetzt mal eine Electro-Pop-Platte dran, doch PJ Harvey hat sich mit ihrem alten Weggefährten John Parish zusammengetan und eine kleine, feine Songsammlung veröffentlicht. „A Woman A Man Walked By“ ist nach „Dance Hall at Louse Point“ von 1996 das zweite Album der beiden, die sich seit den späten Achtzigern kennen. Damals holte Parish Harvey in seine Band Automatic Dlamini, wo sie sang und Saxofon spielte. Seither ist er ihr musikalischer Berater und war Koproduzent einiger Alben.
Die zehn Songs auf „A Woman A Man Walked By“ sind sehr heterogen. Sie wirken wie ein Kurztrip durch die verschiedenen Schaffensperioden von PJ Harvey. Der Opener „Black Hearted Love“ klingt mit seinem eingängigen E-Gitarrenriff wie ein Hit von „Stories from the City, Stories from the Sea“. Klavier und Falsettgesang des im Dreivierteltakt gespielten „Leaving California“ erinnern hingegen an die jüngste Phase. Auch der punkige Furor der frühen Tage flackert wieder auf, wobei PJ Harveys Humor hier deutlich zu Tage tritt. So schreit sie im ersten Teil von „Pig will not“ immer wieder „I will not!“ in den Lärm, um dann zu bollernden Drums wie ein Hund zu kläffen. Ihr Spaß an seltsamen Texten ist hier ebenso greifbar wie beim Titelstück, das von einem „woman-man“ handelt. Die Beschreibung des „mommie’s boy“ gipfelt in der ausgespuckten Forderung nach seinem „fucking ass“. Danach überlässt sie den Song seinen rasselnden Zuckungen.
Zur Erholung gibt es ruhigere Stücke wie die hallig-melancholische Ballade „Passionless, pointless“, deren Titel auch über PJ Harveys Gesamtwerk stehen könnte: Ohne Leidenschaft ist alles sinnlos. Dass eine ganze Menge davon in der zierlichen Engländerin steckt, stellt sie auf „A Woman A Man Walked By“ eindrucksvoll unter Beweis.
„A Woman A Man Walked by“ ist bei Universal erschienen. Am 7. 5. spielt PJ Harvey in der Passionskirche (ausverkauft).
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