Neues Album: Frank Dellé: Der dritte Seeed-Solist
Nach Boundzound und Peter Fox veröffentlicht nun auch Frank Dellé seine eigene Platte.
Die Luft im Schwarzwald ist viel besser als in Berlin. Dachte sich jedenfalls Frank Dellés Mutter und machte dem Großstadtleben des damals Zweijährigen ein frühes Ende. Geschadet hat das nicht. Er ist trotzdem Mitglied einer der erfolgreichsten Berliner und deutschen Bands geworden: Seeed. Seit der Gründung 1998 ist der in Lichterfelde gebürtige Musiker der dritte Frontmann der elfköpfigen Dancehall-Reggae-Band, Frank Dellé aka Eased. Nun hat er sich verstärkt dem Ich gewidmet – das Wir, die Band, befindet sich seit zwei Jahren in einer Auszeit. Herausgekommen ist ein englischsprachiges Reggae-Album, das am 21. August veröffentlich wird.
Eigentlich wollte er die Platte gar nicht machen, zumindest nicht jetzt. Aber es kam einfach. „Before I grow old“ heißt das Werk, mit dem Dellé den Alleingang wagt – wie zuvor schon seine beiden Bandkollegen Peter Fox („Stadtaffe“) und Demba mit Boundzound.
Fröhlich sollte Dellés Werk sein, keine düstere Anklage an das traurige Leben. „Viele erwarten eine krasse tragische Familiengeschichte, wer will schon hören, wie schön die Welt ist“, sagt Dellé in einem sonnigen Raum im Warner-Gebäude in Friedrichshain. Aber er dachte sich: „Doch, meine Welt ist schön und ich mache das jetzt so.“
Dabei hat dem 39-Jährigen die Idee einer Bandpause anfangs gar nicht gefallen. Als Seeed die Auszeit beim Konzert im August 2007 in der Wuhlheide verkündeten, war die Band auf dem Höhepunkt. „Im Nachhinein war die Pause aber total genial“, sagt Dellé. Er wurde Vater. Dank der Auszeit konnte er den Moment der Geburt seiner Tochter erleben. „Ein Geschenk“, sagt er.
Drei Monate reiste er mit Frau und Kind durch die USA, Endstation war New York. Dort hatten sie drei Wochen lang ein Appartement gemietet. Lange war es still in ihm, bis zu diesem Moment, als er allein in der New Yorker Wohnung saß. Frau und Tochter waren im Park, er saß plötzlich wieder am Laptop. Und dann ging’s los.
„Ich hätte das Album auch in Buxtehude machen können, New York hatte damit wenig zu tun. Es war einfach die Pause nach dieser langen Reise. Drei Wochen, eine Bleibe.“ Als seine Frau zurückkam, sprudelte es aus ihm heraus. Mit dem Kölner Musikproduzenten Guido Craveiro mailte er sich die Beats hin und her, Breitbandverbindung sei Dank. Drei Monate bastelte und textete Dellé an dem Album. „Wir haben uns hochgepeitscht, es war ein fantastischer Flow“. Ein Lied über seine Tochter entsteht („Why I wake up in the Morning“), eine tolle eigene Interpretation des Frankie-Goes-to-Hollywood-Klassikers „Power of Love“ in Reggae-Manier. Perfekt für durchtanzte laue Sommernächte ist „Pound Power“, der Song ist vor drei Wochen als Single erschienen. Das Video wurde in Ghana gedreht. Im November geht es auf Tour, zwölf Leute werden auf der Bühne stehen, von Seeed sind Basser Tobi und Percussionist Alfi dabei. „Alle sind schon ganz heiß auf live“.
Im Album ist ein Einfluss deutlich zu hören: Bob Marley. Freudiges Gelächter, als er das hört. Mit acht oder neun Jahren hat er den Musiker für sich entdeckt, in Ghana, wo sein Vater herkommt. Als er sechs war, zog er mit den Eltern für sechs Jahre dorthin, dann ging’s wieder nach Süddeutschland. „Der Klang und die Texte haben mich sehr ergriffen. Ich liebe diese Mischung aus Jamaikanischem und Rock.“ Schon mit Seeed hat er versucht, diesen Reggae-Sound einzufangen, „unsere Lebensgeschichten mit dem Vehikel von Reggae zu transportieren“. Alles, bloß kein Sunshine-Reggae.
Natürlich war auch Berlin prägend für seine musikalische Entwicklung. Er ging in Ghana und Deutschland zur Schule, kam zum Studium wieder nach Berlin. „Das war ein Gefühl, wieder dahin zu kommen, wo ich eigentlich herkomme“, sagt Dellé. Er studierte in Babelsberg, wurde Toningenieur für Film. Kein Leben ohne Töne. Nach der Zeit im Wohnheim in Babelsberg zog er nach Kreuzberg. „Vier Jahre Kotti“. Inzwischen wohnt er in Mitte, mit Frau und Kind.
Und was ist mit der zweiten Familie, mit Seeed? Mit der legt er auch bald los, die Pause ist rum. 2010 gehen Seeed wieder ins Studio. Saskia Weneit
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