Pop-Tipp: Four Tet, Kasper Bjorke, FM Belfast
Der Sound, ohne den der DJ und Musikjournalist Martin Böttcher nicht sein möchte.
Four Tet - There Is Love In You
Kieran Hebden heißt der Londoner, der hinter dem Pseudonym Four Tet steckt. Ich hatte immer Schwierigkeiten, mir diesen Namen zu merken. Und mit der Musik, die Kieran Hebden als Four Tet gemacht hat, hatte ich auch so meine Schwierigkeiten. Zu lahm, zu verfrickelt, zu kopflastig kam mir das vor und ich verstand die Begeisterung nicht, die andere für seine experimentellen Electronica-Sounds entwickelten. Aber jetzt, mit diesem neuen Album, ist alles anders: Kieran Hebden hat entdeckt, dass Musik auch Spaß machen darf und ein gerader Beat nicht unbedingt böse sein muss. Es zwitschert und klingelt, glöckchenähnliche Sounds wechseln sich mit Frauenstimmenfragmenten ab. "There Is Love In You" ist der CD gewordene Beweis, dass elektronische Musik sehr, sehr warm und freundlich klingen kann, selbst wenn es manchmal melancholisch zugeht. Schwer, da den Aus-Knopf zu drücken.
Kasper Bjorke - Standing On Top Of Utopia
Na, wie ist es da oben, auf dem Gipfel der Utopie? Kasper Bjorke, ein dänischer Produzent und DJ, behauptet auf seinem neuen Album, er wüsste es. Keine Ahnung, ob das stimmt, von utopischen Sounds merke ich nichts und vom idealen, aber nicht verwirklichbaren Ort finde ich auch keine Spur. Dafür reiht sich ein gutes Stück an das nächste, allesamt eine Mischung aus Popsong und Clubtrack, die sich mal Richtung Neo-Disco, mal Richtung Electropop, mal Richtung Deep-House orientieren. Gesungen wird viel und ordentlich, aber warum, so die Frage am Schluss, kommen die Sommeralben jetzt schon im Februar heraus?
FM Belfast - How To Make Friends
Noch einmal hoher Norden: Island! FM Belfast haben das, was man in der elektronischen Musikszene nicht gerade häufig trifft: Witz und die Fähigkeit zur Selbstironie. Und so kommen sehr melodiöse Electropop-Songs zustande, die sich zum Beispiel am Thema "Unterwäsche" abarbeiten. Keine Frage, mit einem so lockeren, entspannten Debütalbum wie "How To Make Friends" macht man sich Freunde. Das heißt jetzt aber nicht, dass FM Belfast als Spaßband zu verstehen sind: Wer auch immer dort die Songs schreibt, weiß, was eine gute Melodie ist und wie ein knackiger Popsong aufgebaut werden muss. Er weiß außerdem, wie man Aufmerksamkeit erzeugt: Zum Beispiel, indem man einen Song der Funk-Metal-Band Rage Against The Machine nachspielt. Oder sich auf die alte Weisheit der Electropopper "Human League" verlässt: Männergesang ist gut, Frauenstimme besser, beides zusammen am besten.
Martin Böttcher ist Musikjournalist "für alles" und DJ mit Hang zum TechnoElectroHouse. Er arbeitet für Deutschlandradio Kultur, verschiedene RBB-Wellen und das Internetradio "byte.fm". Martin Böttcher hatte seine DJ-Premiere im Keller des alten Berliner "Tresor" und hat danach in Clubs wie dem "Cookies", dem "GMF" und dem "Crackers" gespielt. Derzeit ist er fast jede Woche in Tim Raues "Ma Bar" zu erleben.
Und hier gibt es mehr (Playlisten zum Beispiel):
www.myspace.com/ostwestberlin
www.myspace.com/zeittunnel
www.byte.fm/index.php?cont=moderatoren_detail&moderator=41
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