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Bart-Barden mit Bommelmütze: Die Fleet Foxes.
© promo

Konzertkritik: Fleet Foxes in der Columbiahalle

Die Fleet Foxes stellen ihr Publikum in der Columbiahalle zunächst auf eine harte Geduldsprobe, um es dann mit anderthalb Stunden Wohlklang zu versöhnen.

Seit Veröffentlichung ihres Debütalbums vor drei Jahren erleben die Fleet Foxes einen erstaunlichen Popularitätsschub. Nach dem Erscheinen ihrer neuen Platte "Helplessness Blues", erwies sich jetzt das "Astra" als zu klein für die junge Band aus Seattle, so dass ihr Konzert in die vielfach größere Columbiahalle verlegt wurde. Dann platzt auch die fast aus den Nähten. Die Fleet Foxes sind schwer angesagt.

Während die Fans strömen, steht am Mikrofon eine einsame Type mit langen Haaren auf dem Kopf und noch längeren Haaren unterm Kinn, macht Plong-plong-plong auf der Gitarre und mault mit nöliger Jammerstimme eine Viertelstunde lang einen einzigen Song. Fleet Foxes? Nein. Vorprogramm? Nein, erst der Soundcheck vom Vorprogramm. Der Haarige geht, kommt nach einer Weile wieder und kaut jetzt offiziell noch mal eine geschlagene Dreiviertelstunde auf vier zähen Liedern herum. 

Stellen einen die Fleet Foxes bewusst auf eine derart harte Geduldsprobe, um dann anschließend umso mehr strahlen zu können mit ihren hymnischen Klangkaskaden? "The Cascades" vom neuen Album spielen sie als instrumentale Ouvertüre. Mit zwei Akustikgitarren, Mandoline, elektrischer Gitarre, gestrichenem Kontrabass und geklöppeltem Schlagwerk. Fliegender Instrumentenwechsel mittendrin: Akustikgitarre gegen elektrische Telecaster, Bass gegen Akustikgitarre, Mando gegen Klavier, Instrumentales gegen makellosen mehrstimmiger A-cappella-Gesang. 

Im Zentrum steht ein Bart-Barde mit Bommelmütze und buntkariertem Baumfällerhemd, der sanfte Robin Pecknold, um dessen Songs und Stimme sich warmer Wohlklang wickelt. "Grown Ocean", "Drops In The River". Viel Ozean, viel Fluss, viel Natur, viel Landleben in diesen Liedern: Berge, Bäume, Birnen und Äpfel. 

Der ständig zitierte Vergleich der Fleet Foxes mit den Beach Boys und den Byrds allerdings leuchtet nicht ein, viel eher schon der mit den Gesangsharmonien von Crosby, Stills und Nash. Wobei das Timbre des 25-jährigen Pecknold, in dem sich gelegentlich auch leichte Entenspurenelemente finden lassen, tatsächlich ein wenig an Graham Nash erinnert. 

Alles klingt schön und wunderbar, lieblich und romantisch. Exquisit aufeinander abgestimmt sind die Klänge, Stimmen und Instrumente, der Einsatz von Violine, Flöte, Bassklarinette. Allerdings fragt man sich, ob im Konzert die mächtige Lautstärke dieser schläfrig ruhigen Musik sachtes Wegdösen verhindern soll? 

Nach anderthalb Stunden Wohlklang und "Helplessness Blues" als letzter Zugabe ist man etwas hilflos ob der auf Hochglanz polierten Oberfläche einer Musik, die so aseptisch wirkt, dass sie eigentlich gar nicht infizieren kann.

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