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Emmylou Harris.
© promo

Konzertkritik: Emmylou Harris & Her Red Dirt Boys im Admiralspalast

Emmylou Harris rührt, rockt und huldigt Gram Parsons. Ein berauschender Auftritt im Admiralspalast zum Abschluss ihrer Europatournee.

Wäre sie ihm nicht in den 70ern begegnet, sagt Emmylou Harris, stünde sie heute nicht hier auf der Bühne. Seit dem Beginn ihrer phänomenalen Solokarriere 1975 erwähnt sie ihren ehemaligen Mentor und musikalischen Partner in jedem ihrer Konzerte. Die Rede ist vom 1973 27-jährig gestorbenen Gram Parsons, der die einstige Folksängerin Emmylou Harris auf den Weg der "Cosmic American Music" gebracht hatte, seiner ganz speziellen Mischung aus urbanisierter Countrymusik und Rock 'n' Roll.

Auch im Admiralspalast - es ist das letzte Konzert ihrer ausgedehnten Europatournee - trägt Emmylou Grams Fackel und huldigt ihm mit ihrem rührenden "The Road" vom neuen Album "Hard Bargain". Sowie mit feinen neuen Versionen seiner Songs "Sin City" und "Wheels" aus seiner Zeit bei den Flying Burrito Brothers.

Nach melancholisch schleppender Langsamkeit und entspannter Mittelgeschwindigkeit zieht das Tempo in der Mitte des Konzerts plötzlich an zu halsbrecherischer Bluegrass-Raserei: "Luxury Liner, auch eine Parsons-Komposition, bringt die attraktive 64-jährige weißblonde Emmylou im dunklen zuppeligen Gypsy-Kleid mit ihrer großen Gibson J-200-Gitarre mächtig zum Rocken. Während ihre exquisite Band um sie herum einen wahren Sturm entfacht.

Überhaupt wirken die "Red Dirt Boys" um einiges leidenschaftlicher als Emmylous letzte Tour-Band 2008 im Tempodrom. Will Kimbrough spielt exquisite Country-Licks und zurückhaltende Soli auf der Telecaster. Der lange Phil Madeira pendelt zwischen Akustikgitarre, Honky-Tonk-Piano und Tex-Mex-Akkordeon, Rickie Simpkins fiddelt und mandoliniert, Chris Donahue wechselt von Bassgitarre zum Kontrabass und Bryan Owings bedient sein Schlagzeug mit fein dosierter Zurückhaltung.

Und über allem schwebt immer die grandiose bewegende Stimme der fabelhaften Emmylou, mit der sie in zwei hinreißenden Stunden Songs von Bob Dylan, Townes Van Zandt, Steve Earle, Kate & Anne McGarrigle, Buck Owens, den Louvin Brothers und natürlich ihre eigenen Lieder zur großen Herzensangelegenheit macht. Berauschender Auftritt.

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