Hollywood-Sound: Ein Wunderkind der Musikszene
Vor 50 Jahren starb der talentierte Komponist Erich Wolfgang Korngold. Seine Musikstücke riefen den "Hollywood-Sound" ins Leben, der in zahlreichen Filmen, wie "Ein Sommernachtstraum" weltberühmt wurde.
Erich Wolfgang Korngold wurde von vielen Komponistenkollegen bewundert. Im frühen 20. Jahrhundert stand er gleichwertig neben Namen wie beispielsweise Richard Strauss. Kurz nach seinem Tod aber schien der aus Österreich stammende Korngold, der den sogenannten Hollywood-Sound in der Filmmusik erfand, bereits fast vergessen. Obwohl er Opern mit praller Instrumentierung und süffigen Melodien schuf, steht er auch heute selten auf den Spielplänen. In den gängigen Opernführern fehlt er oft. In diesem Jahr, genau am Donnerstag der kommenden Woche, jährt sich Korngolds Todestag zum 50. Mal. Er starb in Los Angeles im Alter von nur 60 Jahren an einem Schlaganfall.
Fast scheint es wie ein später Triumph verheerender nationalsozialistischer Kulturpolitik, dass der Jude Korngold so in Vergessenheit geraten ist. Den Nazis missfiel sein Werk. Sie vertrieben Korngold aus Mitteleuropa. Immerhin: Das Jüdische Museum Wien zeigt nun vom 28. November bis 10. Mai 2008 die Ausstellung "Die Korngolds: Klischee, Kritik und Komposition". Darin geht es auch um Korngolds Vater, den einst berühmten Musikkritiker Julius Korngold. Er stammte aus dem heute tschechischen Brno (damals Brünn in Österreich-Ungarn). Früh förderte er seinen Spross. Teenager Erich komponierte bereits Klaviersonaten.
Ein Komponist mit viel Talent
Zeitgenössische Komponistenkollegen waren überschwänglich. "Ein Genie, ein Genie", rief Gustav Mahler aus. Und Giacomo Puccini meinte: "Er hat so viel Talent, dass er uns mit Leichtigkeit die Hälfte davon abgeben könnte und trotzdem noch genug für sich zurückbehielte." Auch heute noch sagt der Mainzer Musikprofessor Malte Burba: "Aus dem kompositorischen Material einer einzigen Oper Korngolds hätten andere Komponisten ein Dutzend Opern geschrieben." Korngold habe Werke mit "atemberaubender Suggestionskraft" geschaffen. Musikwissenschaftlich ausgedrückt war Korngold "Letztromantiker".
Seine Opern "Der Ring des Polykrates" oder "Das Wunder der Heliane" hatten zu ihrer Zeit großen Erfolg. Sie ließen Korngold im deutschsprachigen Raum zu einem der meistgespielten Opernkomponisten der 20er Jahre werden. Sein bedeutendster Erfolg war "Die tote Stadt" (1920). Darin geht es um Paul, der seiner gestorbenen Gattin Marie nachtrauert. Er erkennt sie im Wahn in einer anderen Frau wieder. Die Oper, für die Korngolds Vater das Libretto schrieb, beruht auf dem symbolistischen Roman "Das tote Brügge" ("Bruges-la-morte") des belgischen Schriftstellers Georges Rodenbach.
Emigration nach Hollywood
Von 1927 bis 1934 war Korngold Professor in Wien an der Hochschule für Musik. Dann ging er nach Hollywood und folgte seinem bereits emigrierten Freund Max Reinhardt. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland 1938 konnte Korngold, der 1924 geheiratet hatte, nicht mehr zurück in seine Heimat. Er beantragte Asyl und wurde später amerikanischer Staatsbürger.
In den USA spielte sich Korngolds zweite Karriere ab. Korngold gilt als Erfinder des Hollywood-Sounds, also der symphonischen, opernhaften Filmmusik, die viele Nachahmer fand. Mehrmals wurde Musik von ihm mit einem Oscar ausgezeichnet, unter anderem seine Originalmusik für "The Adventures of Robin Hood" (1938). Korngolds Versuch, nach dem Zweiten Weltkrieg zu anderen Musikgenres zurückzukehren, blieb ohne Erfolg. Kritik und Publikum empfanden seine Musik als rückwärtsgewandt.
Korngold, der Vater zweier Söhne war, musste 1957 mit dem Gefühl sterben, dass seine Musik bereits vor ihm gestorben war. 50 Jahre danach erscheint erstmals eine ausführliche Biografie (Guy Wagner: "Korngold. Musik ist Musik", Verlag Matthes & Seitz, Berlin. 288 S., Euro 24,80. ISBN 978-3-88221-897-8). (mit dpa)
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