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© Kai-Uwe Heinrich

Porträt: DJ Steffi: Arbeiterin der Nacht

Die Spätschicht übernimmt sie immer gern. Zum Abschluss der Popkomm legt DJ Steffi heute Abend In der Alten Kantine Berghain auf.

Es muss nichts bedeuten. Aber die Bar, die Steffi als Treffpunkt vorschlägt, heißt Sanatorium und steht voller Betten. Und Steffi trägt trotz wolkenverhangenem Himmel eine schwarze Wayfarer-Sonnenbrille. Klar, es ist Dienstag. Da steckt das Wochenende noch bleischwer in den Knochen, vor allem, wenn man Resident-DJ der Panoramabar ist und „am liebsten die Spätschicht übernimmt“, wie Steffi mit kehligem holländischen Akzent erzählt. Die Spätschicht beginnt am Sonntag um 16 Uhr.

Besondere Clubs brauchen besondere DJs. Solche wie Steffi, eine allürenfreie, aber leidenschaftliche Arbeiterin der Nacht, die sich nicht mal die Mühe macht, einen klangvollen Künstlernamen zu suchen. Ego-Marketing hat sie nicht nötig. Denn seit drei Jahren spielt sie regelmäßig in der Panoramabar, die für ihre sagenhaften Ausschweifungen weltweit bekannt ist. Wenn Steffi auflegt, entwickelt die Musik hypnotische Kraft. Der House, den sie spielt, ist klassisch, aber nicht nostalgisch. Er lebt vom Echo von Chicago und Detroit, wo diese Musik erfunden wurde, und setzt diese Tradition mit neuen Akzenten fort. Modischer Firlefanz kommt ihr nicht auf den Plattenteller. Mit ihrem elegant-elegischen Mix liefert sie den perfekten Sound für die Momente, wenn die Samstagnacht sich längst in den Sonntag gedehnt hat, die Party zwischen letzter Euphorie und seliger Erschöpfung schwankt und nur noch das eisenharte, meist männliche Stammpublikum tanzt. Manchmal mischt Steffi dann zwischen die muskulösen Beats auch Pop-Platten von Kylie oder Roisin Murphy. „Stücke, die sonst beim Friseur laufen“, lacht sie. Im richtigen Moment gespielt, sind diese Stücke Streicheleinheiten für strapazierte Synapsen.

"Da kann man eine ganze Menge erzählen"

Mit ihren Marathon-Partys ist die Panoramabar einer der ganz wenigen Clubs, in denen die Resident-DJs letztlich wichtiger sind als die Stars, die nur für eine Nacht eingeflogen werden und zur Primetime ihr Set abliefern. Schließlich kennen die Stammkräfte ihr Publikum am besten und wissen, wann man richtig Alarm machen muss und wann man besser das Tempo rausnimmt. Und sie können vierstündige DJ-Sets gestalten. „Da kann man eine ganze Menge erzählen“, sagt Steffi.

Viel mehr als zuletzt in Amsterdam, wo sie zehn Jahre gelebt und Partys veranstaltet hat. Amsterdam galt mal als der große Hoffnungsträger der elektronischen Musik. Von einem neuen Detroit war gar die Rede, jener verfallenden Industriestadt, in der der chromblitzende Techno-Sound in den achtziger Jahren entstand. Doch heute ist in Amsterdam nicht mehr viel los, sagt Steffi: „Klar, es gibt noch tolle Produzenten und interessante Labels, aber in Clubs läuft immer nur der gleiche Minimal-Kram.“ Ihr eigenes Label Klakson, das sie mit dem Produzenten Dexter betreibt, sitzt noch in Amsterdam und ist immer für unkonventionelle Platten zwischen neongrellem Italo-Disko und warmherzigem Deephouse gut. Steffi selbst wohnt seit einem Jahr in Berlin, wo sie auch eigene Clubnächte zusammen mit den DJs Prosumer und Tama Sumo veranstaltet: jeden zweiten Freitag im Monat in der Alten Kantine des Berghain. Als Steffi ihren Tee ausgetrunken hat, hängt sie im Sanatorium noch schnell ein paar fotokopierte Plakate auf, die die Party ankündigen. Lange ist es nicht mehr hin.

DJ Steffi, Prosumer und Tama Sumo spielen am heutigen Freitag ab 24 Uhr in der Alten Kantine Berghain, Zufahrt über das Wriezener Karree. Eintritt 5 €.

Felix Denk

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