Lee Hazlewood: Der Mann mit dem Twang
Mit seinem Song "These Boots Are Made For Walkin", gesungen von Nancy Sinatra, ging er in die Musikgeschichte ein. Am Wochenende ist Lee Hazlewood seinem Nierenkrebsleiden erlegen.
„Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt, tolle Songs geschrieben und nie eine Frau geschlagen. Und er hat gesoffen wie ein Loch. Das trifft’s.“ Mit diesen Worten antwortete Lee Hazlewood im Dezember dem „Spiegel“ auf die Frage, was nach seinem Tod unbedingt über ihn gesagt werden solle. Ja, Hazlewood, der am Samstag nach langem Nierenkrebsleiden in Henderson, Nevada, starb, war ein bescheidener Mann. Allerdings sollten die vielen Talente des großen Radiomoderators, Produzenten, Songwriters und Sängers, dessen größter Hit „These Boots Are Made For Walkin’“ von 1966 unvergesslich wurde, nicht unterschlagen werden. Hazlewood zog sich immer wieder aus dem Musikgeschäft zurück, trotzdem wurde er stets neu entdeckt von jüngeren Musikergenerationen, die ihn mit seiner sandigen Baritonstimme und den knurrigen Songs zwischen Pop, Country und Bar-Jazz zum Vorbild und Kult-Helden erklärten. Kurt Cobain, Beck, Jarvis Cocker, Calexico, Tindersticks, Kurt Wagner von Lambchop, Robbie Williams und viele andere beriefen sich auf ihn, sangen seine Songs.
Barton Lee Hazlewood, geboren am 9. Juli 1929 in Mannford, Oklahoma, kam im Schlepptau seines Vaters, eines „Oil Man“ an ständig wechselnden Ölbohrstellen, schon als Kind viel herum. Das Medizinstudium musste er abbrechen, er wurde zum Korea-Krieg einberufen. Danach wurde er Radio-DJ in Phoenix, Arizona und entdeckte für sich und seine Hörer diesen jungen Typen, der Country sang, doch in einem Stil als wäre er ein Schwarzer: Elvis Presley. Hazlewood liebte den Rock’n’Roll und half, ihn mit seiner unverwechselbaren Nachtprogramm-Whiskey-Stimme zu popularisieren. Er begann selber Songs zu schreiben, und weil sich kein Verlag dafür fand, gründete er seinen eigenen und landete 1956 mit dem Country-Sänger Sanford Clark den ersten Hit: „The Fool“.
Dann kam Duane Eddy. Als Produzent empfahl Hazlewood dem jungen Gitarristen, die Gitarre überwiegend in den niedrigen Lagen der tiefen Saiten zu spielen, unter exzessivem Einsatz des Vibrato-Hebels. Verschärft wurde der außergewöhnliche Klang mit einem starken Echo-Effekt, und mit dem Hit „Rebel Rouser“ war 1957 der „Twang“-Sound geboren, der noch heute junge Gitarristen zur Nachahmung anregt.
1963 debütierte Hazlewood mit dem ersten eigenen Album. „Trouble Is A Lonesome Town“, von ihm selbst nur als Vorlage gedacht für bessere und bekanntere Sänger, gefiel dem Chef der Plattenfirma MGM so gut, dass der es sofort veröffentlichte wie es war: ursprünglich, roh, und vorgetragen mit Hazlewoods eigener, im Umfang begrenzter, aber umso ausdrucksstärkerer Stimme zwischen Sentiment und Knarzigkeit. Doch dann, enttäuscht davon, nicht mehr anzukommen gegen die Omnipräsenz der Beatles, ging Hazlewood 1964 mit 35 in den Vorruhestand. Der währte so lang bis Frank Sinatra ihn darum bat, der Karriere seiner Tochter Nancy auf die Sprünge zu helfen. Ihr empfahl der Produzent, wie eine lebenserfahrene Frau zu singen. Nancys Version von „These Boots Are Made For Walkin’“ verkaufte sich millionenfach, so dass Hazlewood für seinen attraktiven Star Unmengen von „Boy-Girl“- Songs schrieb, mit ihr unzählige Duette nach dem Muster „die Schöne und das Biest“ sang. Hit auf Hit, Album auf Album: „Sugar Town“, „Something Stupid“, „Summer Wine“.
Um seinen Sohn vor dem Vietnam- Krieg zu bewahren, zog Hazlewood Ende der sechziger Jahre nach Schweden. Er schrieb Musik für Kino und Fernsehen, nahm neue Platten auf, produzierte weiter für Nancy Sinatra, bis er sich Ende der Siebziger wieder aus dem Musikgeschäft zurückzog.
1995 tauchte er kurz wieder auf, um Nancy Sinatra auf deren Comeback-Tour zu begleiten, dann wieder ’99 mit seinem ersten Soloalbum nach 20 Jahren. Als ihm 2006 Nierenkrebs im Endstadium diagnostiziert wurde, wusste er, dass seine Tage gezählt waren, und er nahm noch schnell sein Abschiedsalbum „Cake Or Death“ auf, das Ende letzten Jahres erschien. Lee Hazlewood wurde 78 Jahre alt.
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