Konzertkritik: Am Ende Wutgewitter
So zornig, so geschmackssicher: die Gruppe Ja, Panik im Festsaal Kreuzberg.
Wenn Andreas Spechtl am Ende davon singt, dass Gewalt eine Option ist und dass er weder Angela noch Nicolas eine Träne nachweinen wird, dann ist das nicht als Plädoyer für großzügigere Griechenland-Hilfe zu verstehen. Im Gegenteil: Warum dort das Leiden verlängern, sie soll ja überall weg, die Unglücksmaschine Kapitalismus. 14 Minuten dauert „DMD KIU LIDT“, das alles überragende Schlusslied, das als langsamer Walzer beginnt und im Wutgewitter endet. Sieben Monate nach Veröffentlichung hat sich herumgesprochen, wofür das Kürzel steht: „Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit“. Allein das Finale wäre zwingender Grund, ein Konzert der österreichischen Wahlberliner Ja, Panik zu besuchen. Und da sind auch: die fehlenden Zwischenansagen, der Spieltrieb, der Mikrofontausch bei „Nevermind“, wenn auch der Schlagzeuger singen darf und kann, die unerhörte Verdichtung von Zorn und Style, das melodisch im Kopf nachhallende „The Evening Sun“. Nicht zu vergessen das grazile Gepaffe von Gitarrist Thomas Schleicher auf der Bühne, es sollte Preise dafür geben.
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