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Berliner Ensemble: Peng-Peng-Peymann

Wie der große Theatermann Claus Peymann seinen 75. Geburtstag vorfeiert und sich mit Boris Becker vergleicht.

Während Freund und Feind sich den Kopf darüber zerbricht, wie dem großen Zampano auf angemessene Art und Weise am 7. Juni zum 75. Geburtstag gratuliert werden kann, während ein allerdings noch etwas älterer Poet und Mahner (gemeint ist natürlich Rolf H.) um gesalzene Gedichtzeilen für den Jubilar ringt (was noch gereimt werden muss), während sich das Berliner Ensemble auf sein Wien-Festival vorbereitet und die übrigen Hauptstadtbühnen ihren präpotenten, unpolitischen Kinderblödsinn spielen, während also fast alles so läuft wie immer – da feiert sich Claus Peymann schon einmal kräftig selbst.

„In Wien kann ich nicht über die Straße gehen, ohne eine Traube Menschen um mich zu versammeln. Da fühle ich mich mindestens wie Boris Becker“, erklärt Häuptling Donnernde Lippe in einem Gespräch mit der Agentur dapd. Er habe immer wieder Theaterruinen übernommen und wieder aufgebaut: „Das hat meinen Glanz gefördert.“ Wer nach ihm komme, habe es schwerer, sagt Peymann: „Die Bochumer Theaterleute leiden bis heute unter der Legende Peymann, die Stuttgarter auch.“

Wie bescheiden! Tatsächlich denken sie in Schwaben wie im Ruhrgebiet bis heute verzückt an jene Tage, als das Theaterspielen noch geholfen hat. Und naturgemäß ist es nicht schwer, ihm nachzufolgen. Es ist unmöglich.

Da sind die Berliner klüger. Hier will keiner unter der Legende Peymann leiden, es gibt schon genug Baustellen und zukünftige Theaterruinen. Deswegen geht er hier auch nicht weg und bleibt am BE, so lange die Spree am Schiffbauerdamm fließt und das Brecht-Denkmal in der Sonne glänzt. Und wenn es dann doch einmal gar nicht mehr geht, könne er sich Karin Beier oder Andrea Breth als Nachfolgerin vorstellen. Sagt er im Interview. Der nächste Vertragsverlängerungstermin ist in zwei Jahren ...

Peymann schlägt alle, Peymann ist das As. Welche Weisheit und Lebenserfahrung stecken in dem Becker-Vergleich. Das Theatertreffen war einst sein Wohnzimmer, da regierte und reüssierte er Jahr für Jahr, wie Becker in Wimbledon. Und so wie Bum-Bum-Boris seine Aufschläge vom Center Court in Talkshows und Magazine verlegt hat, erfreut Peng-Peng-Peymann als Fernsehunterhalter zu jedem beliebigen Thema.

Er ist wirklich der einzige Theatermeister, der zum Boulevardhelden wurde. Peter Stein? Motzt in der Toskana. Hans Neuenfels? Will tatsächlich noch immer Kunst machen. Da ist Peymann weiter. Tusch! Täräää! Rüdiger Schaper

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