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Incognito in Paris: Eine Szene aus dem Buch.
© Splitter

Musiker-Biografie: Parforceritt durch das Leben

Ein düsterer Trip: Frédéric Bertocchini und Jef haben das Leben von Jim Morrison als Comic aufgearbeitet.

Familie Morrison hat ihre Habe aufs Auto geschnallt. Der Vater, Offizier in den Diensten der US Navy, sitzt am Steuer, es geht zu einem neuen Stützpunkt. Sie durchqueren Indianerland. Da kommen sie auf einem Highway an einem Unfall vorbei. Ein Laster ist umgestürzt, es qualmt, Menschen eilen herbei, um zu helfen, auch der Vater. Jim, der Sohn, soll im Wagen bleiben. Aber er tut es nicht. Er wird später vieles von dem nicht tun, was sein Vater für geboten hält, er wird Amerika schockieren und selbst seine engsten Freunde verraten.

Warum das so kam, diese Frage ist Teil der Rockmythologie über Jim Morrison, seit der Doors-Sänger 1971 starb. Auch der wundervoll halluzinierende Comic „Jim Morrison – Poet des Chaos“ von Frédéric Bertocchini und Jef will sie beantworten: Man sieht den Vierjährigen, der so gerne Indianer gesehen hätte, vor dem leblosen Körper des verletzten Lasterfahrers stehen, einem Indianer. Plötzlich springt eine Raubkatze aus dessen Kopf – direkt auf den kleinen Jim zu.

Morrison hat dieses Erlebnis in dem Song „Dawns Highway“ beschrieben und zur Legendenbildung benutzt: Sich mit den amerikanischen Ureinwohnern spirituell zu verbünden, untermauerte sein ödipales Streben. Leider gehen die Erzähler dieser Konstruktion ein bisschen zu sehr auf den Leim. Trotzdem sind die wie Kohlezeichnungen verschmierten Bilder ein faszinierend düsterer Parforceritt durch ein Leben, dem die Welt irgendwie immer zu eng ist.

Schillernd: Die Coverillustration des Buches.
Schillernd: Die Coverillustration des Buches.
© Splitter

Getrieben und gelangweilt, so schleppt sich Morrison dahin. Er trinkt zuviel, und er sitzt in seiner eigenen Falle. Die Selbstzerstörung wird sein poetischer Stoff, sie inszeniert er als grandiose Geste, aber mit ihm selbst hat sie bald nichts mehr zutun.

Deshalb zieht sich der Rockstar auf dem Höhepunkt seines Erfolges aus der Band zurück und geht nach Paris, wo ihm nichts mehr gelingt. Wobei Zeichner Jef es gut versteht, die bis zum Überdruss bekannten Fotos von Morrison und den Doors so in seine Story einzuarbeiten, dass sie mit dem Bewusstseinsstrom des Untergehers Morrison verschmelzen.

Frédéric Bertocchini und Jef: „Jim Morrison – Poet des Chaos“, Splitter-Verlag, 128 Seiten, 16,80 Euro.

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