Rias Kammerchor und Akademie für Alte Musik: Originell unkonventionell
Der Rias Kammerchor mag es unkonventionell. Zusammen mit der Akademie für Alte Musik stellt das Ensemble nun nord- und süddeutschen Barock gegenüber.
Die unkonventionellsten Programme bekommt man immer noch in der alten und in der zeitgenössischen Musik zu hören; beides Domänen des Rias-Kammerchors, der zu Jahresbeginn mit dem Ehrenpreis der Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde. Zusammen mit der Akademie für Alte Musik stellt der Chor nun dem norddeutschen Barock Dietrich Buxtehudes den süddeutschen von Heinrich Ignaz Franz Biber und von dessen Lehrer Johann Heinrich Schmelzer gegenüber, Chor- und Instrumentalwerke wechseln sich dabei ab. So wird Bibers f-Moll-Requiem die zehnte der berühmten Rosenkranzsonaten desselben Komponisten vorangestellt.
Konzertmeister Georg Kallweit interpretiert sie mit virtuoser Bogentechnik und berückenden Pianissimo-Episoden. Ein reizvolles Zusammenspiel ergibt sich aus dem angeschärften und jederzeit transparenten Klangbild der Akademie einerseits und dem Chor andererseits, der mit größter Tonschönheit und vollendeter Natürlichkeit artikuliert. Zu den Ensembles treten die wunderbar klaren, leicht ansprechenden Stimmen des von der Sopranistin Gerlinde Sämann angeführten Solistenquintetts.
An Bibers Requiem fasziniert, mit welcher Selbstverständlichkeit instrumentale und vokale Passagen, Tutti- und Solostellen ineinander übergehen. Die pathetische Gebärde, die man aus der Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts kennt, ist hier ganz verzichtbar. So ist das durch ein ausdrucksvolles Sekundmotiv charakterisierte Lacrimosa bruchlos in den Ablauf der Liturgie eingebunden. Der Chefdirigent des Kammerchors, Hans-Christoph Rademann, dirigiert mit der gewohnten Präzision und beherrscht die schwierige Kunst, den Klang vor den Schlussakkorden für einen Augenblick in der Luft festzuhalten.
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