JABLONKA: Nobuyoshi Araki
„Body Work“, die beiden Worte fallen ganz schön häufig, wenn Nobuyoshi Araki über seine Arbeit spricht. Es gibt aber auch viel zu tun: Junge Japanerinnen wollen kunstvoll verschnürt und anschließend fotografiert werden.
„Body Work“, die beiden Worte fallen ganz schön häufig, wenn Nobuyoshi Araki über seine Arbeit spricht. Es gibt aber auch viel zu tun: Junge Japanerinnen wollen kunstvoll verschnürt und anschließend fotografiert werden. Am liebsten nackt und mit gespreizten Beinen. Andere ziehen prächtige Kimonos an und lassen sich wie Geishas schminken, was sie ein Stück weit in die Anonymität gleiten lässt. Gefesselt sind allerdings auch sie nach allen Regeln des „Kinbaku“, einer traditionellen erotischen Praxis, die der Schau in der Galerie Jablonka ihren Titel gibt.
100 Schwarzweiß-Fotografien füllen die Wände auf fast klaustrophobische Art. Wohin man sieht, hängen Frauen mit dem Kopf nach unten. Einigen scheint die Strangulation zu drohen, andere liegen mit verdrehten Armen in Betten, auf dem Sofa oder dem Boden. Und überall hinterlassen die Seile tiefe, temporäre Spuren auf ihren Körpern. Araki zeichnet die Frauen mit seiner fesselnden „Umarmung“. Was ihn antreibt, ist das ewige Gefühl von Verlust: Weil er die Herzen der Frauen nicht auf Dauer besitzen kann, eignet er sich ihre Bäuche, Brüste, Beine und Geschlechter an.
Wofür denn die Echsen und Minidinosaurier auf den Bildern stehen, fragt eine Vorwitznase während der Pressekonferenz. Da springt Araki auf, greift sich in den Schritt und demonstriert überklar, dass diese Plastiktiere Symbol für des Künstlers Männlichkeit sind, der seine Modelle nicht nur mit der Kamera penetriert, sondern auch – mit Spielzeug.
Die ästhetische Virtuosität jener Fotografien und auch ihr ungezwungener Umgang mit der Pornografie haben den 1940 geborenen Araki zu einem der begehrtesten Künstler seiner Generation gemacht, der hier imposant gefeiert wird. Allein, die schiere Überfülle sorgt dafür, dass ein essenzieller Aspekt des Werkes untergeht: dass Kinbaku nicht nur Ausdruck von Unterwerfung ist, sondern auch unbedingtes Vertrauen voraussetzt, weil es absolut schutzlos macht. Doch für diese intime Erfahrung sind einfach zu viele Gefesselte im Raum. Christiane Meixner
Galerie Jablonka, Kochstraße 60; bis 14.6., Dienstag bis Samstag von 11–18 Uhr.
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