"Greenberg": Noah Baumbach inszeniert eigene Befindlichkeiten
Trotz aller Bemühungen um Selbstironie: "Greenberg" ist ein ziemlich trauriger Film. Es wird viel geredet, geraucht und getrunken und dabei so getan, als ob es um irgendetwas ginge. Tatsächlich scheinen alle Beteiligten nur Lebenszeit herumkriegen zu wollen.
Dass man die Jugend nicht an die jungen Leute verschwenden sollte, ist eine der originelleren Bemerkungen, die in diesem Film von 40-jährigen Männern gemacht werden. Regisseur und Drehbuchautor Noah Baumbach ist genau so alt wie sein Protagonist, der Schreiner Roger Greenberg (Ben Stiller), und seine Freunde, die früher gemeinsam in einer Band spielten. Vermutlich inszeniert er eigene Befindlichkeiten. Greenberg lebt in New York, hütet aber das geräumige Haus des Bruders in Los Angeles und trifft dort seine alten Kumpane wieder. Auch sie wursteln sich so durch, haben gescheiterte Beziehungen mit oder ohne Kinder, Drogenerfahrungen und Psychiatrie-Aufenthalte hinter sich und sind immer noch nicht erwachsen, was man ihren Kapuzenpullis, Jeans und Sneakers ansehen kann. Sie haben die Hälfte ihres Lebens hinter sich und ahnen, dass sie einen Teil davon verschwendet haben.
Trotz aller Bemühungen um Selbstironie ist „Greenberg“ ein ziemlich trauriger Film. Er erzählt von Greenbergs misslungenen Versuchen, sich der Hausangestellten Florence, einer schlaksigen 25-Jährigen, anzunähern, die ihrerseits verzweifelt nach Liebe sucht. Weil sie keine Grenzen setzen kann, hat sie Sex mit dem Mann, den sie eigentlich zu alt findet. Aber sie sieht offenbar ihren eigenen Dilettantismus in dessen Lebensentwurf gespiegelt, und so entsteht eine Verbindung zwischen ihnen, die ebenso fragil ist wie ihrer beider Existenzen.
Es wird viel geredet, geraucht und getrunken und dabei so getan, als ob es um irgendetwas ginge. Tatsächlich scheinen alle Beteiligten nur Lebenszeit herumkriegen zu wollen, und das möglichst nicht allein, sondern in beliebiger Gesellschaft. Uninspiriert wie die Figuren ist auch die Kamera, die hilflos zwischen ihnen herumirrt. Und so fragt man sich, angesichts 107 nervender Minuten: Wie gelangte dieser Film in den Wettbewerb? Wirklich nachdenken darüber aber will man nicht.
Heute 12 und 18 Uhr (Friedrichstadtpalast), 22.30 Uhr (International). Mehr über Ben Stillers Auftritt.