Iván Fischer und Konzerthausorchester: Nie sollst du mich befragen
In der Rubrik „Das spiele ich“ verraten Musiker, warum ihnen ein Werk am Herzen liegt. Für Dirigent Ivan Fischer ist das „Herzog Blaubarts Burg“.
Die Oper „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók ist ein Psycho-Drama, ein Streit zwischen Mann und Frau. Oft habe ich erlebt, dass Ehepaare nach der Aufführung nach Hause gehen und weiterstreiten. Der Mann sagt: Warum war Judith so dumm, dass sie alle Türen aufmachen wollte, wenn sie deutlich mitbekommen hat, dass diese Neugier ihren Untergang mit sich bringt? Die Frau sagt: Aber natürlich musste sie die Türen aufmachen, weil sie ihn liebt. Dann sollen eben keine Türen geschlossen bleiben. Und was denke ich darüber? Judith hat recht. Sie kann keine Geheimnisse des Geliebten ertragen. Gott sei Dank sind nicht alle Männer wie Blaubart. Er ist eben ein schwieriger Typ (und Männer scheinen das besser zu verstehen). Er muss Geheimnisse haben, um zu funktionieren, weil er die früheren Frauen nicht wegwerfen kann. Er liebt sie alle und fordert, dass Judith seine spirituelle Polygamie akzeptiert. Er ist nicht allein in der Opernliteratur. Lohengrin, der geheimnisvolle Ritter, sagt auch zu Elsa: „Nie sollst du mich befragen, woher ich kam der Fahrt, noch wie mein Nam' und Art.“ Es gibt eben solche geheimnisvollen Ritter. Bitte weiterdiskutieren.
Iván Fischer und das Konzerthausorchester: „Herzog Blaubarts Burg“ von Bartók und „Der Feuervogel“ von Strawinksy, 12./13.6., 20 Uhr im Konzerthaus
Iván Fischer