Jerry Lewis wird 90: Nichts ist komischer als hinzufallen
Er gehörte einmal zu den berühmtesten Clowns der Welt: Am heutigen Mittwoch wird Jerry Lewis 90 Jahre alt.
Normalerweise werden Filme berühmt, weil sie viele Menschen berührt und bewegt haben. Es gibt aber auch Filme, die berühmt werden, weil kein Mensch sie gesehen hat. So ein Fall ist der 1972 entstandene KZ-Film „The Day the Clown Cried“, in dem Jerry Lewis einen aus politischen Gründen inhaftierten Zirkusclown spielt, der jüdische Kinder mit seinen Kunststücken bis zur Gaskammer begleitet. Die Dreharbeiten mussten nach 116 Tagen abgebrochen werden, weil das Budget aufgebraucht war, der Produzent offenbar nicht die Rechte am Stoff besaß und Lewis, der auch Regie führte, seine Arbeit als künstlerisch gescheitert sah. „Es hätte ein wunderbarer Film werden können“, sagte er noch 2013. „Aber ich habe es einfach nicht hinbekommen.“
Niemand werde die tiefschwarze Komödie jemals zu Gesicht bekommen. Inzwischen stimmt das nicht mehr. Denn der Regisseur Eric Friedler hat in seiner Dokumentation „Der Clown“ Rohschnittaufnahmen so geschickt mit nachinszenierten Szenen kombiniert, dass daraus eine atemberaubende Annäherung an dieses Phantom der Filmgeschichte wurde. Und Jerry Lewis übergab das originale Filmmaterial der Library of Congress, verhängte aber ein Aufführverbot bis zum Jahr 2025.
Der Artist, den Lewis in „The Day the Clown Cried“ spielt, ist zu Beginn des Films bereits abgehalftert, gehörte aber einmal zu den berühmtesten Clowns der Welt. Ähnliches ließe sich über seinen Darsteller sagen. Jerry Lewis, der vor 90 Jahren, am 16. März 1926, in Newark, New Jersey, geboren wurde, war in den fünfziger und sechziger Jahren der komischste Mensch auf diesem Planeten. In Deutschland kamen seine Filme mit Titeln wie „Aschenblödel“, „Der Bürotrottel“, „Der Spinner“ oder „Dümmer als die Polizei erlaubt“ ins Kino. So grobschlächtig wie diese Titel war auch ihr Witz.
Im Grunde spielt Lewis immer wieder dieselbe Rolle: einen mit der Wirklichkeit hadernden Antihelden, fast einen modernen Hiob, der mit seinem Missgeschick groteske Kettenreaktionen bis zum Abfackeln ganzer Filmsets auslöst. Er schneidet Fratzen und bewegt sich in gummiartigen Verrenkungen, ein ewiges Kind, das sich in der Welt der Erwachsenen nicht zurechtfindet. Erotik passt nicht zu diesem Kindmann, deshalb bekommt Dean Martin, mit dem er 16 Filme drehte, am Ende auch zuverlässig die Frauen ab.
Was ist Jerry Lewis’ Patentrezept fürs Komischsein? „Hinfallen“, sagt er. Seinen ersten Begeisterungssturm löste er mit fünf Jahren aus, als er nach einer Gesangsnummer einen Scheinwerfer umstieß und hinfiel. „Seitdem“, konstatiert der Slapstickkünstler, „habe ich nicht mehr aufgehört hinzufallen“.
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