Kultur: Nicht was, sondern wie du’s machst Bodo Wartke swingt den Admiralspalast
Da ist ein junger Mensch seit 17 Jahren ein ehrlicher Klavierkabarettist, macht erst vor wenig und dann vor ein paar mehr Leuten Scherze und bleibt, was er schon immer war: Geheimtipp. Eines Morgens wacht er auf – inzwischen 36 Jahre alt, hat wichtige Preise gewonnen, vier Bühnenprogramme und diverse Alben produziert – reibt sich die Augen und findet sich in einen Publikumsliebling verwandelt, der diese Woche an fünf Abenden hintereinander den Admiralspalast füllt.
Da ist ein junger Mensch seit 17 Jahren ein ehrlicher Klavierkabarettist, macht erst vor wenig und dann vor ein paar mehr Leuten Scherze und bleibt, was er schon immer war: Geheimtipp. Eines Morgens wacht er auf – inzwischen 36 Jahre alt, hat wichtige Preise gewonnen, vier Bühnenprogramme und diverse Alben produziert – reibt sich die Augen und findet sich in einen Publikumsliebling verwandelt, der diese Woche an fünf Abenden hintereinander den Admiralspalast füllt. Ja, die Leute singen sogar seine Verse mit!
Bodo Wartke heißt das Phänomen, geboren in Hamburg, wohnhaft in Berlin – ein schlaksiger, smarter Typ mit dem Kopf voller Reime und Gummi in den Knien. Nun, am Premierenabend der neuen Show „Swingende Notwendigkeiten“, wie nie zuvor von der Knechtschaft des Klavierhockens befreit, als Entertainer mit voll einsatzfähigem Körper zu sehen. Da fügt es sich gut, dass Wartke auch in der Freizeit passionierter Swingtänzer ist. Schmissig, diese von ihm und den beiden Backgroundsängerinnen in Rot getragenen Choreografien. Ebenso wie die mitreißend gespielten Arrangements von Wartkes zwölfköpfiger Begleitkapelle The Capital Dance Orchestra. Nur das im Hintergrund aufgespannte ungebügelte XXL-Bettlaken samt den schlecht draufprojizierten Gobo-Mustern stört das Stilgefühl.
Dabei hat es Bodo Wartke wie verrückt mit Stil, genauer mit Musikstilen. Im ersten Set werden Marsch, Reggae, Tango, Polka und Walzer durchdekliniert, im zweiten dann der titelgebende Swing samt Blues, Rockabilly, Jazz. Das ist schon puppenlustig, wenn im Song „Loveparade“ zu Walzer-Rhythmen ein lakonischer Text über die Verflossene im Tiergarten erklingt. Oder wenn Wartke in der Nummer „Architektur“ im Marschtakt über den Quadratisch-praktisch-billig-Look moderner Bauten nörgelt. Da fällt die zweite Hälfte mit ihrer Ballung von Liedern an und über Frauen thematisch deutlich ab. Zwei, drei Bettina-Andrea-Konstanze-Lieder könnten locker raus. Toll wiederum, dass Wartke, der sonst nur Selbstgeschriebenes vorträgt, den Swingklassiker „It ain’t what you do, it’s the way that you do it“, auf Deutsch singt: Es kommt nicht drauf an, was du machst, sondern wie. Wie man an ihm sieht, verfängt diese Lebensphilosophie. Gunda Bartels
Wieder am 23., 24. und 25. Oktober
Gunda Bartels
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