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Lisa Marei-Schmidt, Leiterin des Brücke-Museums.
© David von Becker

Brücke- und Kollwitz-Museum: Neue Chefinnen für zwei Berliner Museen

Umzugssorgen und alte Klimaanlagen: Lisa Marei Schmidt und Josephine Gabler stellen ihre Pläne für das Brücke- und das Kollwitz-Museum vor.

Zwei kleinere Institutionen sind es zwar nur in der Palette der Berliner Museen, aber sie stehen für die Vielfalt, den Charme städtischer Ausstellungshäuser. Dabei ist es kein Zufall, dass beide ihren Sammlungsschwerpunkt im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts haben, als Berlin zur wichtigsten Stadt der Moderne avancierte. Da hören auch schon die Gemeinsamkeiten auf. Nur dass sowohl Kollwitz- wie Brückemuseum fast zeitgleich neue Direktorinnen bekommen haben, die beide nun vor dem Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses ihr Programm vorstellen sollen. Nach der Aussprache um den geschassten Volksbühnenintendanten Chris Dercon ist das für die Ausschussmitglieder wie eine Labsal. Es gibt auch noch schöne Momente in der Ausschussarbeit, zum Beispiel den Plänen frischer Kulturarbeiter lauschen.

Aber auch hier gibt es Eintrübungen. Josephine Gabler, seit zwei Wochen beim Kollwitz-Museum im Amt, kann zunächst nur Gutes berichten. Die Mitarbeiter haben tapfer das Dreivierteljahr ohne Leitung überstanden, nachdem ihre Vorgängerin verzweifelt das Haus verließ, weil sie einen Umzug nicht verhindern konnte. Von der unseligen Verdrängung durch ein privates Exil-Museum ist nun nicht mehr die Rede, kurz vor Gablers Arbeitsbeginn war nach Monaten der Ungewissheit ein neues Quartier gefunden: am Spandauer Damm nahe von Bröhan-Museum, Berggruen und Sammlung Scharf-Gerstenberg.

2019 endet der Mietvertrag in der Fasanenstraße

Die vom Passauer Museum für Moderne Kunst wieder nach Berlin zurückgekehrte Kunsthistorikerin findet’s an der neuen Adresse prima. „Hier bietet sich die Möglichkeit für ein modernes und offenes Museum,“ sagt sie – barrierefrei, mit museumspädagogischen Räumen, dazu Platz für Depot und Werkstatt. Allerdings bleibt die Ausstellungsfläche so klein wie zuvor, so dass nur ein Bruchteil der Hauskünstlerin gezeigt werden kann. Spätestens Ende 2019 soll Umzug sein, dann endet der Mietvertrag in der Fasanenstraße. „Wir lassen Sie nicht allein,“ verspricht Kultursenator Klaus Lederer angesichts der Sorge, dass die Akademie der Künste mit ihrem Depot zu dem Zeitpunkt noch nicht ausgezogen sein könnte. Auch Josephine Gabler gibt sich optimistisch, zu 90 Prozent habe sie Sicherheit.

Josephine Gabler, Direktorin des Kollwitz-Museums.
Josephine Gabler, Direktorin des Kollwitz-Museums.
© Promo

Lisa Marei Schmidt hat mit dem Brücke-Museum zwar keine Umzugssorgen, aber jede Menge Quartierprobleme. Sie lobt die Architektur Werner Düttmanns im Verbund mit der Sammlung und der herrlichen Umgebung als einen Schatz. Wäre das Haus nur nicht so marode. Schmidts Vorgängerin hat 30 Jahre lang fleißig publiziert, für Neuankäufe gesorgt, aber offensichtlich die eigene Basis vernachlässigt.

Es gibt weder einen Restaurator noch einen Registrar

Die Klimaanlage ist so alt, dass es dafür keine Ersatzteile mehr gibt, letzte Woche hat die Heizung ihren Geist aufgegeben, zum Glück kommt der Sommer. Das IT-Netzwerk wird gerade erst aufgebaut, beim Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste ist ein Förderantrag auf Provenienzforschung gestellt. Das erstaunt angesichts der Tatsache, dass im Brücke-Museum durch die umstrittene Kirchner-Restitution vor zwölf Jahren das Thema erstmals ins öffentliche Bewusstsein kam. Einen Restaurator gibt es ebenso wenig wie einen Registrar, der sich um den Leihverkehr kümmern würde. Ihr Museum habe ein größeres Aufkommen an Leihanfragen als die Nationalgalerie oder die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zu bewältigen, staunt Lisa Marei Schmidt noch immer. Auch darüber, dass die Berichte über den Zustand der eigenen Bilder bisher nicht selbst erstellt wurden, sondern von den Leihnehmern kamen.

Der Kulturausschuss reagiert pikiert über das Lamento der ein halbes Jahr amtierenden Direktorin, die trotzdem jede Menge gute Ideen mitbringt. Habe man ihr im letzten Haushalt nicht gerade eine Viertelmillion Euro mehr zukommen lassen, fragt der Abgeordnete der Grünen streng. Wie sehe es mit den Einnahmen aus, den Eintrittsgeldern? Sei Sie da auch so pessimistisch? Im Gegenteil. Lisa Marei Schmidt ist vor allem entschlossen. Schließlich sind im vergangenen Jahr 40 000 Besucher gekommen, mit einem Werbeetat ließe sich das schlagartig steigern. Eine kostengünstige Idee hat sie außerdem, die auch bei den Kulturausschussmitgliedern Nachhall findet. Die Haltestelle an der Clayallee, wo alle zwanzig Minuten ein Bus kommt, sollte in „Brückemuseum/Kunsthaus Dahlem“ umbenannt werden.

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