Perry-Rhodan-Comic-Autor Kai Hirdt: "Mutanten stellen einen als Autor vor Probleme"
„Perry Rhodan“ als Comic - wie geht das? Ein Interview mit Kai Hirdt, Autor der neuen Science-Fiction-Reihe „Perry Rhodan – Die Kartografen der Unendlichkeit“.
Seit 1961 erscheint die Science-Fiction-Saga „Perry Rhodan“. Jeder Woche erscheint ein neues Romanheft, dass die Abenteuer des Weltraumabenteurers fortschreibt. Inzwischen ist man bei Nummer 2828 angekommen. In all den Jahren wurde immer mal wieder versucht, Perry Rhodan auch in Comicform zu erzählen. Oft blieb es bei einem Versuch. Jetzt wagt der Verlag Cross Cult einen Neustart. Wir sprachen mit dem Autor Kai Hirdt.
Herr Hirdt, „Die Kartografen der Unendlichkeit“ ist nicht der erste Versuch Perry Rhodan als Comic zu etablieren. Wo stammt die Idee her, es jetzt nochmal zu versuchen?
Die Idee kam von „Perry-Rhodan“-Chefredakteur Klaus N. Frick. Der hatte vor einer Weile in einem kurzen Exposé mal grob fixiert, wo das ganze spielen und welche Figuren beteiligt sein könnten. Als die Rechte für eine Comic-Adapation frei wurden, hat der Verlag Cross Cult zugeschlagen, und ich wurde als Autor ins Gespräch gebracht. Als Herausgeber des Comicprojekts „Perry – Unser Mann im All“ verfügte ich ja schon über ein wenig Erfahrung.
Gab es Vorgaben für die Geschichte?
Ganz wichtig war, eine Serie zu machen, die nicht nur langjährige Leser der Hefte verstehen, sondern die auch für neue aus dem Stand heraus zugänglich ist. Das war schon eine Herausforderung, die alten Leser nicht zu langweilen und die neuen nicht zu überfordern. Klaus N. Frick hatte in seinem Exposé einen möglichen Plot in zehn Zeilen skizziert, darüber hinaus darf ich mich frei entfalten. Allerdings kann ich natürlich in einer Geschichte, in die jeder ohne Vorkenntnisse einsteigen können soll, nicht gleich mit den ganz großen kosmischen Rätseln durch die Tür fallen. Wir bauen das Ganze also langsam auf.
Wo und wann im Perry-Rhodan-Universum spielt die Comicreihe?
Die Handlung spielt im Jahr 3540 und deckt einen Zeitraum ab, der in den Heften nicht erzählt wird. Zu Beginn des „Aphilie-Zyklus“, der Mitte der 70er Jahre von Heft 700 bis 799 lief, gibt es eine Lücke von 38 Jahren. In Heft 701 bricht das Raumschiff Sol auf, in Heft 710 kommt es wieder in der Milchstraße an. Was auf der Reise genau geschah, war immer eine Black Box. Wir füllen jetzt die Leerstellen. Es gibt ein paar davon in der Perry-Rhodan-Historie, aber diese schien besonders gut geeignet, denn die Sol ist ein Schiff mit großer Tradition, und als Autor hat man viel Spielraum.
Der neue Comic ist also durchaus kanonisch zu lesen?
Ich bemühe mich alles korrekt darzustellen und habe viele Stunden auf Seiten wie Perrypedia verbracht, um zum Beispiel die korrekten Geschwindigkeiten zu recherchieren, mit denen die Raumschiffe damals rumgeflogen sind. Auch Rangstrukturen und Anreden sollten den einstigen Gepflogenheiten entsprechen. In den Heften aus den 70ern haben sich die Figuren ja alle noch gesiezt, auch wenn das damals schon ein bisschen lächerlich war, schließlich kannten sich die Protagonisten mitunter schon seit Jahrhunderten.
Ein Raumschiff gestrandet im All, die Crew sucht die Heimat … Das klingt ein wenig nach „Star Trek Voyager“, oder?
Ja, das ist sicher ein Genreklassiker, der bestimmte Probleme mit sich bringt. In einem Rhodan-Werkstattbericht habe ich das kürzlich tatsächlich „Das Voyager-Problem“ genannt. Dabei geht es darum, wie man den Plot in so einem Szenario weitertreibt. Ich kann ja nicht jede Folge damit enden lassen, dass man mal wieder nicht die Erde findet. Das wird schnell langweilig. Die Suche kann also nur ein Aufhänger sein, dann müssen andere Probleme und Rätsel in den Vordergrund rücken.
Wie viel Stoff ist denn jetzt da?
Ich könnte jetzt problemlos 18 Hefte füllen, wobei immer drei oder vielleicht auch mal vier eine geschlossene Geschichte erzählen sollen. Wir müssen einfach schauen, wie gut die Serie ankommt. Das Ganze ist für den deutschen Mark ein gewagtes Projekt. Zum einen wegen der hohen Produktionskosten, die so ein internationales Team verursacht, zum anderen ist die zweimonatige Erscheinungsweise für eine viele deutsche Leser ungewohnt. Wir müssen schauen, ob die das annehmen.
Haben Sie sich von anderen Comics inspirieren lassen?
Ich höre oft, dass wir uns wohl „Guardians of the Galaxy“ als Vorbild genommen hätten, aber ich kann sagen, dass ich aus der Reihe kein einziges Heft kenne. Ich habe wohl eher etwas von den „X-Men“ gelernt. Auch da gibt es viele Mutanten, was einen als Autor vor Probleme stellen kann. Welche Gegner gibt man solchen Superhelden überhaupt? Wie fordert man die? Da kann man sich einiges bei den Kollegen abschauen.
Der Vergleich zu den „Guardians oft he Galaxy“ kommt wahrscheinlich schnell auf, weil sich der Mausbiber Gucky und Rocket Raccoon doch schon deutlich ähneln.
Vom Aussehen vielleicht. Ansonsten ist Rocket Raccoon Waffennarr und Gucky Pazifist. Außerdem darf man nicht vergessen, Gucky ist älter als die Marvel-Figur. Aber da sollte man großzügig sein. „Perry - unser Mann im All“ hat in den 70ern so viel bei den Amerikanern geklaut, da sind wir wohl quitt.
Sind für kommende Hefte auch mal andere Zeichner geplant?
Nein, wir wollen als festes Team weitermachen, und wir sind solange dabei, wie wir gewollt werden.
Schreibt man für die Comics anders als Romane?
Adaptionen sind eine Kunst und brauchen eine eigene Idee. Einfach eins zu eins zu übertragen, klappt oft nicht. Das sah man an den Rhodan-Comics aus den 1960ern. Da saßen Leute am Tisch und erzählten sich was. Das sieht im Comic einfach nicht aus. Für unsere Serie mussten wir auch ein paar Zugeständnisse an das Medium machen. Allein schon zeichnerisch. Den Haluter Icho Tolot mussten wir beispielsweise verkleinern. Man kann ihn nicht als drei Meter großen Koloss zeichnen, sonst würden alle stets nur mit seinem Bauchnabel reden.
Wie kamen Sie zu Perry Rhodan?
Ich habe die Geschichten schon als Kind gelesen und später einige Jahre die „Perry – unser Mann im All“-Comics geschrieben. Ich bin immer noch Miteigentümer des Verlags Alligatorfarm, der sie herausgibt. Das war aber immer nur ein Hobby. Mein Geld verdiente ich als PR-Berater und organisierte als solcher für den Rhodan-Verlag Pabel-Moewig die Feierlichkeiten zum Heft 2500 und die Öffentlichkeitsarbeit rund um den Welt-Con 2011. Vergangenes Jahr machte ich mich dann als Schriftsteller selbständig und rückte in den Perry-Rhodan-Autorenpool auf. Gerade habe ich meinen vierten „Perry Rhodan Neo“-Band geschrieben.
Ist der Ton des Comics näher an dem von Neo oder dem der Erstauflage?
Ich weiß, gar nicht, ob es so einen jeweiligen Ton gibt. Die Autoren, die an der Serie schreiben, unterscheiden sich ja mitunter gewaltig. Der Comic hat also wohl am ehesten einen Kai-Hirdt-Stil.
Die Perry Rhodan-Comics von Cross Cult sollen zweimonatlich erscheinen. Heft 2 kommt am 22. Dezember in den Zeitschriftenhandel. Jeweils drei Hefte, die einen angeschlossenen Handlungsabschnitt bilden, sollen dann nochmal gesondert als Sammelband erscheinen. Eine Rezension des ersten Heftes finden Sie hier.
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