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Kultur: Miezen, Monster, Mutationen

Für Fans: Tim Burtons „Frankenweenie“.

In Tim Burtons Werk finden sich Realfilme gleichberechtigt neben Animationsfilmen. Und auch wenn Erstere in der Überzahl sind, hat er immer wieder die abstrahierenden Erzählmöglichkeiten des Trickfilms genutzt. „Frankenweenie“ ist sozusagen ein Hybrid, denn es handelt sich um die animierte und auf Kinolänge gestreckte Neuauflage eines halbstündigen Realfilms von 1984.

Beide Filme paraphrasieren – der Titel lässt es ahnen – die Frankenstein-Thematik: Sparky, der geliebte Hund des kleinen Victor Frankenstein, kommt bei einem Autounfall ums Leben. Victor ist untröstlich, vermag den Vierbeiner aber mit Elektrizität wiederzubeleben. Als seine neidischen Klassenkameraden hinter das Geheimnis kommen, unternehmen sie ihrerseits Experimente an dahingeschiedenen oder nicht lebendigen Kreaturen. Mit erschreckendem Ergebnis: Eine plattgewalzte Ratte wird zum monströsen Wer-Nager, eine Katze zum geflügelten Killerviech. Und eine Schildkröte wächst zu Godzillagröße heran und zieht eine Schneise der Verwüstung durch die Kleinstadt, in der die mit Anspielungen auf historische Horror- und Monsterfilme gespickte Handlung stattfindet.

„Frankenweenie“ ist im aufwendigen Stop-Motion-Verfahren gedreht: Rund 200 Puppen, darunter 15 Exemplare des Hundes Sparkey, wurden angefertigt und von einer kleinen Heerschar von Animatoren durch liebevoll konstruierte Sets bewegt – und zwar 24-mal pro Filmsekunde. Die Mühe hat sich gelohnt. „Frankenweenie“ besticht nicht nur durch die Plastizität und Stofflichkeit der Figuren, die im graustufenreichen Schwarz-Weiß und in der tiefenscharfen 3-D-Projektion enormen visuellen Reichtum entfalten. Hinzu kommt eine stupende Beobachtungsgabe für jedes Detail der Bewegungsabläufe: Den Typus „kleiner quicklebendiger Hund“ hat man noch nie so hinreißend animiert gesehen wie hier.

Obwohl man dem Film in jeder Sekunde das investierte Herzblut ansieht, bleibt „Frankenweenie“ eher ein liebevolles Nebenwerk. Weniger geeignet, neue Zuschauerschichten zu begeistern – was Tim Burton ja 2009 mit dem Überraschungs-Blockbuster „Alice in Wonderland“ gelang –, ist „Frankenweenie“ ein Geschenk an die Fans.Jörg Wunder

In elf Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar Sony Center

Jörg Wunder

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