Kultur: Mein Gott!
Kunst zum zweiten Gebot in der Galerie Guardini.
Was haben Joseph Beuys und Andy Warhol mit Religion, Reformation und insbesondere den Zehn Geboten zu tun? Abgesehen von Heiligenbildern und Kruzifixen, die ihre Schlafstätten zierten, vermutet man: eher wenig. Die Ausstellung "Dekalog - Ein Assoziationsraum II", die die Stiftung Sankt Matthäus zusammen mit der Galerie Guardini in deren Räumen präsentiert, sieht das ganz anders. Derzeit geht es dort um das zweite Gebot „Du sollst den Namen des Herrn nicht unnütz gebrauchen“. Bis 2017, dem 500-jährigen Reformationsjubiläum, sollen auch die restlichen Gebote eigene „Assoziationsräume“ bekommen.
Ist das zweite Gebot noch aussagekräftig? Mark Lammert, seines Zeichens Künstler, Kunsthistoriker und einer der vier Ausstellungskuratoren, erteilte sinnsuchenden Gästen schon in der Eröffnungsrede eine Absage: „Wir lassen alles unbeantwortet.“ Nicht umsonst heiße das Ganze „Assoziationsraum“ – und diese Assoziationen seien genug. Die Exponate kranken jedoch teilweise an ihrer logischen Verbindung zum zweiten Gebot; insbesondere dann, wenn der „Name des Herrn“ mit heroischen Spiegel- Schlagzeilen und anderen, „heldenhaften“ Dokumenten, Filmen und Skulpturen „assoziiert“ wird.
Nicht jeder Held hat den Anspruch, gottgleich zu sein; und Gott zu spielen ist etwas anderes, als seinen Namen zu verwenden. Bereits im „Assoziationsraum I“ im vergangenen Frühjahr tauchte außerdem die Frage auf, ob Männer „die Sache mit Gott“ unter sich ausmachen würden. Diese Vermutung liegt auch jetzt nahe. Wäre da nicht Mutter Teresa. Die Seliggesprochene wurde als Vermarktungsfigur für ein Mundspray benutzt, das für besseren Atem wirbt – als „Beispiel der Nächstenliebe“.
Joseph Beuys identifiziert Christus als Erfinder der Dampfmaschine, der Besucher kann einen Blick in Andy Warhols ikonenverziertes Schlafzimmer werfen. Zu lesen gibt es neben Adornos „Minima Moralia“ die „Diktatur der Kunst“ von Jonathan Meese; ohrenbetäubend laut läuft „C'était un rendez- vous“, ein früher Kurzfilm des Regisseurs Claude Lelouch.
Große Kunst ist also auf jeden Fall zu finden, und mit Religion hat das meiste davon auch zu tun – irgendwie. Da kann der Gedanke aufkommen, das zweite Gebot sei für die Ausstellung „unnütz gebraucht“ worden. Er verschwindet aber schnell wieder. Zwischen anderen Assoziationen. Tatjana Kerschbaumer
Guardini Galerie, Askanischer Platz 4, bis 23. 11.; Fr 12 - 18 Uhr, Sa 14 - 18 Uhr.
Tatjana Kerschbaumer
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