Deutsche Orchester-Stiftung: Mehr Spenden für freischaffende Musiker wegen Corona
Seit Montag läuft der Spendenaufruf für freischaffende Berufsmusiker. Anderswo wird ebenfalls Nothilfe für Kulturschaffende angeregt - auch in Berlin.
Die Deutsche Orchester-Stiftung ruft zu weiteren Spenden für freischaffende Berufsmusiker auf, die von der Corona-Krise betroffen sind. Bislang seien knapp 15.000 Euro für den am Montag aufgelegten Nothilfefonds eingegangen, erklärte der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Gerald Merten, in Berlin.
„Wir benötigen jedoch dringend weitere Spenden, denn es liegen schon über 300 Anträge Betroffener vor“, sagte Mertens. Eine Großspende über 20.000 Euro von Mitgliedern des SWR Symphonieorchesters Stuttgart sei angekündigt.
Laut Orchester-Stiftung haben fast alle Orchester, Chöre, Opern- und Konzerthäuser sowie Musikfestivals und Musikveranstalter den Betrieb eingestellt. Der Deutsche Musikrat, Dachverband der Musikbranche, forderte bereits am Montag deshalb sogar ein auf sechs Monate befristetes Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro „für alle freiberuflichen Kreativschaffenden“. Außerdem appellierte er jetzt an die Kirchen, die für Passions- und Osterkonzerte engagierten Musiker jetzt trotz der ausfallenden Veranstaltungen in den Gotteshäusern zu honorieren.
Mertens hatte die Spendenkampagne am Montag mit einer dramatischen Lage der freiberuflichen Musikerinnen und Musiker begründet. Die Stiftung will mit dem Nothilfefonds Freischaffenden helfen, die durch Absagen von Konzerten und Veranstaltungen in Existenznot geraten sind. Mit der Nothilfe soll kurzfristig und unbürokratisch eine finanzielle Überbrückung ausgezahlt werden. Anträge können online gestellt werden. Unter Verweis auf Zahlen der Künstlersozialkasse liegt laut Stiftung das Jahreseinkommen von rund 54.000 Freischaffenden im Musikbereich in Deutschland bei 14.500 Euro.
Die Grünen fordern mehr solcher Nothilfefonds. Und die Linke erwartet mehr Zusammenarbeit der Länder. "Jetzt ist Zeit für ein Kooperationsgebot!", teilt die Sprecherin der Linken, Simone Barrientos, mit. "Ich erwarte, dass die Länder miteinander kooperieren, gemeinsam Lösungen entwickeln - und der Bund sich dazu verpflichtet, diese Maßnahmen finanziell mitzutragen und wo nötig, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen."
In welcher finanziellen Dimension sich Hilfe für Krisen-betroffene Künstler bewegen könnte, das machte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller am Mittwoch deutlich. Zur Unterstützung der Selbstständigen auch in der Kreativwirtschaft regte er intern an, Zuschussprogramme für alle Solo-Selbständigen in Berlin aufzulegen, "schnell und unbürokratisch". Dies wurde aus Kreisen der Senatskanzlei bekannt. Auch Kulturschaffende können auf diese Weise bis zu 15.000 Euro erhalten. Gerechnet wird mit bis zu 20.000 Anträgen, was einem Gesamtvolumen von 300 Millionen Euro entspräche. epd/Tsp