Frankfurter Oper: Mehr Raum für zeitgenössische Musik
Zeitgenössische Musik soll in den nächsten Jahren stärker im Programm der Frankfurter Oper vertreten sein. Neben Uraufführungen von Nachwuchstalenten sollen Neuinszenierungen jüngerer Stücke gezeigt werden.
Frankfurt/Main - "Solange wir öffentlich subventioniert sind, haben wir eine Verpflichtung, auch das zu machen, was weniger ertragreich ist: zu investieren in neue Werke, jüngere Komponisten", sagte der Intendant des Hauses, Bernd Loebe. Im Oktober 2006 hatte es an der Oper Frankfurt die erste Uraufführung seit Beginn der Intendanz von Loebe vor vier Jahren gegeben: Detlev Glanerts "Caligula" nach einem Schauspiel von Albert Camus.
"Wer dem Medium Oper zutraut, dass es auch die nächsten Jahrzehnte überdauert, muss auch den Blick auf die Gegenwart richten. Das bedeutet nicht Uraufführung um jeden Preis, sondern das bedeutet zeitgenössisches Musiktheater, das bedeutet auch den Blick zurück auf Werke, die vor 20 Jahren uraufgeführt wurden", erläutert Loebe die Auswahl zeitgenössischer Musik für die nächsten Jahre.
"Mindestens ein bis zwei Mal pro Spielzeit"
So soll in Frankfurt beispielsweise das Werk "Unter Eis" des Nachwuchskomponisten Jörn Arnecke nach einem Theaterstück von Falk Richter uraufgeführt werden - eine Koproduktion mit der RuhrTriennale (2007/2008). In Arbeit ist auch eine Koproduktion mit der Münchner Biennale: "Der alte Piero/Ende der Nacht" von Jens Joneleit nach Texten von Alfred Andersch (2008/2009). Etliche zeitgenössische Werke will die Frankfurter Oper in Neuinszenierungen auf die Bühne bringen, so schon im nächsten März Udo Zimmermanns 1986 uraufgeführte "Szenen für zwei Sänger und 15 Instrumentalisten" mit dem Titel "Weiße Rose". Auf dem Plan der Neuinszenierungen stehen zudem Peter Eötvös' vor zwei Jahren erstmals aufgeführte "Angels in America" (2008/2009) und Thomas Adès' ebenfalls 2004 uraufgeführtes Werk "The Tempest" (2009/2010).
"Ich möchte zeitgenössisches Musiktheater mindestens ein bis zwei Mal pro Spielzeit haben", betonte der Intendant, dessen Vertrag bis 2013 läuft. "Natürlich muss man solche mit Risiko behafteten Produktionen konterkarieren mit einem Repertoire, das eine gewisse Einnahme garantiert", sagte Loebe. Vier Mozart-Produktionen brachten es in diesem Jahr auf durchschnittlich 97,50 Prozent Auslastung, die uraufgeführte Glanert-Oper kam auf 66 Prozent. "Insgesamt ist es natürlich einfacher, den Saal mit Mozart zu füllen, aber die Oper ist ja nicht nur dazu da, Einnahme zu machen", sagte Loebe. "Wir geraten in eine Legitimationsfalle, wenn wir sagen, wir machen Mozart-Opern und hören mit Zimmermann auf." (tso/ddp)
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