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Sichere Bank. Mehr Plätze mit Maske, so heißt es im Boulez Saal.
© Volker Kreidler

Mehr Plätze im Boulez Saal: Maske auf im Konzert

Saisonstart mit Ansage: Der Pierre Boulez Saal widersetzt sich der Linie von Kultursenator Lederer.

Es ist eine veritable Revolution, die in der Französischen Straße angezettelt wird: Wenn Daniel Barenboim am Dienstag (1.9.) die Saison des Pierre Boulez Saals eröffnet, dann wird sich das Publikum dort nicht nach den Vorgaben von Kultursenator Klaus Lederer weitläufig über die Reihen verteilen, sondern so eng sitzen wie bei den Salzburger Festspielen. In Österreich hatte man sich ein Schachbrett-Prinzip ausgedacht, bei dem nur ein Platz neben, vor und hinter jedem Gast frei bleibt. Gewahrt bleiben soll damit mindestens ein Meter Abstand, allerdings berechnet von Körpermitte zu Körpermitte. In Berlin wird bis jetzt allerdings stets von Schulter zu Schulter gemessen – und diese Spanne muss 1,5 Meter betragen. Was dazu führt, dass in der Hauptstadt überhaupt nur jede zweite Reihe besetzt werden kann und zwischen den Gästen jeweils drei Sitze frei bleiben.

Der Boulez Saal, der zur Barenboim-Said-Akademie gehört, kann sich seine selbst gesetzten Regeln erlauben, weil die Doppelinstitution nicht vom Berliner Senat finanziert wird. Ihre Gelder stammen von der Kulturstaatsministerin und dem Außenministerium. Hauptstädtische Veranstalter, die auf Subventionen aus der Kulturverwaltung angewiesen sind, müssen sich dagegen den Anweisungen des in Sachen Corona-Lockerungen besonders vorsichtigen Klaus Lederer beugen. Was bedeutet, dass nur 20 bis 25 Prozent der theoretisch zur Verfügung stehenden Tickets verkauft werden können. Im Boulez Saal stehen nun 291 von 683 Plätzen zur Verfügung. Das macht sich in der Kasse deutlich bemerkbar.

Die Klimaanlage ist modern, die Maske bleibt auf

Nein, mit der Maßnahme wolle man nicht polarisieren, betont Martin Andris, der Pressesprecher des Boulez Saales gegenüber dem Tagesspiegel: „Wir sind nicht auf Krawall gebürstet.“ Man setze eben nur ein individuelles Hygienekonzept um, das man selbstverständlich zur Begutachtung auch rechtzeitig dem Gesundheitsamt Mitte zugeleitet habe. Und das in einem Punkt sogar strenger ist als das Salzburger Modell sowie die Berliner Linie: Auch während des Konzertes müssen die Zuhörerinnen und Zuhörer im Boulez Saal nämlich durchgehend den Mund-Nasen-Schutz tragen. Die ultramoderne Klimaanlage der erst 2017 eröffneten Location garantiert zudem, dass die Luft im Saal nicht umgewälzt, sondern ausschließlich Frischluft von außen zugeführt wird.

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Ein heilloses Durcheinander herrscht derzeit im Bereich der klassischen Musik, weil überall unterschiedliche Normen und Grenzwerte gelten. In Bayern haben die Münchner Philharmoniker und das BR-Symphonieorchester gerade einen Brief an Ministerpräsident Söder geschrieben, in dem sie darum flehen, die Zahl der zugelassenen Besucher nach der Größe der Veranstaltungsorte zu bemessen. Derzeit sind im Freistaat pauschal maximal 200 Gäste in geschlossenen Räumen erlaubt. In Baden-Württemberg liegt die starre Obergrenze bei 500. Im schweizerischen Basel wiederum durften vergangene Woche 1000 Personen an der Eröffnung des frisch renovierten Konzertsaals im Stadtcasino teilnehmen – bei einer Gesamtkapazität von 1300 Plätzen.

Lockerungs-Befürworter wie Daniel Barenboim können auf die Salzburg Festspiele verweisen. Zumindest aus medizinischer Sicht waren die nämlich ein voller Erfolg, wie die am Sonntag veröffentlichte Bilanz beweist: Während des gut zweimonatigen Vorbereitungs-, Proben- und Vorstellungszeitraums wurde – bei 1400 Mitwirkenden – nur eine einzige Mitarbeiterin infiziert. Und unter den 76 500 Festspielbesuchern ist bis jetzt kein einziger Covid-19-Fall bekannt geworden.

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