Kultur: Lone Scherfig: A Star is Born
Sie ist ein Star und weiß es noch nicht: Das ist der schönste Augenblick. Lone Scherfig heißt sie, und bis gestern früh noch hat sie kaum einer gekannt.
Sie ist ein Star und weiß es noch nicht: Das ist der schönste Augenblick. Lone Scherfig heißt sie, und bis gestern früh noch hat sie kaum einer gekannt. Obwohl sie 1991 im Panorama ihr Debüt "The Birthday Trip" hatte und einen Kinderfilm auf der Berlinale 1999 und man sie folglich in Berlin schon kennen sollte. Macht nichts. Sie ist ein Star seit gestern früh, nach der Pressevorführung ihres wunderbaren Films über das Italienische in uns. Und sieht sie, die 1959 geborene Regisseurin, nicht auch fast so aus wie ein Schauspielstar, mit diesen strahlenden, bewegungsfrohen Gesicht?
In Dänemark schon haben ihr Kritiker und Publikum zu Füßen gelegen, aber der Durchbruch auf einer Berlinale ist doch noch was anderes. Nun feiern wir das, auf der Pressekonferenz. Und alles, oder doch: fast alles, ist richtig von dem, was sie sagt. Dass von den berühmten Dogma-Regeln ihr die "Inspiration durch Wahrheit" am wichtigsten sei. Dass sie ihre Schauspieler nie am Improvisieren würde hindern wollen, denn "sie sagen manches besser, als ich es im Drehbuch hätte schreiben können". Dass sie auch den dogma-konformen Verzicht auf Filmmusik sehr befürworte, "denn so sagt dir der Film nie, was du fühlen sollst". Und - aber das wussten wir schon fast - dass "Italienisch für Anfänger" ein sehr skandinavischer Film sei, handele er doch von "schüchternen Leuten".
Nein, schüchtern klingt sie nicht in diesem Augenblick, sondern befreit. Gelöst wie ein Mensch, der von Wärme umgeben ist und das fühlt. Und da ist viel Wärme in diesem Raum, der sich nach der Berlinale in ein Cabaret verwandeln soll und jetzt - Genialität des Zufalls - aussieht wie ein halb fertiger Filmset. Nur einmal geht sie ein bisschen zu weit. Sie sagt, ihr Film erzähle davon, dass man auch ein nicht so glückliches Schicksal in ein glückliches umwandeln kann, und fügt hinzu: "Das ist auch mir passiert." Gleich will ein Frager mehr von diesem Einschnitt in ihrem Leben wissen. Da erklärt sie ihren Satz zu einem Witz, einem schlechten.
Ein Witz? Vielleicht hat sie darüber dann doch lieber schweigen wollen. Zuviel Wahrheit vielleicht, sogar für eine Dogma-Filmerin.
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