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Die "Linie 1" wird 25.
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Grips-Theater: "Linie 1" feiert 25-jähriges Jubiläum

Ein Vierteljahrhundert wird das Musical an diesem Sonnabend alt. Das Grips feiert das 25-jährige Jubiläum mit einer Gala. Nach geheimen Plänen der Theaterleitung soll es zu einem „Linie 1“-Karaoke kommen.

Wer einmal einsteigt, kommt nicht mehr heraus. So lockt das „Hotel California“ der Eagles seine Gäste (You can check out any time you like / But you can never leave), und so ist das auch mit dem Grips-Theater und der „Linie 1“. Mag der Zug quietschen und knarzen – er rollt, er rockt.

Alles haben die Konstrukteure richtig gemacht: Die Geschichte vom Provinzmädchen, das in Berlin ihre große Liebe sucht (einen flattrigen Rockmusiker, es war ein One-Night-Stand) und in der U-Bahn die wahre Liebe findet, überlebte den Fall der Mauer und etliche Preiserhöhungen der BVG. Die Linienführung wurde geändert, die Kontrolleure wechselten Taktik und Kostümierung, der Zoo ist lange nicht mehr Hauptbahnhofersatz und das Schlesische Tor nicht mehr das Ende der Welt. Wenn schon! Die „Linie 1“ kennt ihren Weg. Das ist der einzige Konstruktionsfehler: Sie haben die Bremsen vergessen.

Ein Vierteljahrhundert wird das Musical an diesem Sonnabend alt. Das Grips feiert das 25-jährige Jubiläum mit einer Gala. Nach geheimen Plänen der Theaterleitung soll es zu einem „Linie 1“-Karaoke kommen, eine harte Prüfung für den Komponisten Birger Heymann. Dafür braucht man das eine oder andere Getränk und ein paar technische Daten: Die Uraufführung war am 30. April 1986. In jenem Monat explodierte in der Diskothek La Belle eine von Terroristen gelegte Bombe, drei Menschen starben. US-Präsident Ronald Reagan ließ zur Vergeltung die libysche Hauptstadt Tripolis bombardieren. CDU-Innensenator Heinrich Lummer trat wegen eines Bauskandals zurück. In Tschernobyl flog der Atomreaktor in die Luft.

So war damals die Zeit. Seither hat die „Linie 1“ in Berlin 1496 Aufführungen erlebt, am 4. Mai steigt Nr. 1500. Die koreanische Version in Seoul ging 4000 Mal über die Bühne. 150 deutschsprachige Theater haben das Stück nachgespielt. „Linie 1“-Adaptionen gab es in Indien, Namibia, Jemen, Litauen, allüberall. Es ist nach der „Dreigroschenoper“ das erfolgreichste Musical deutscher Sprache. Grips-Leiter und „Linie 1“-Autor Volker Ludwig reiste mit seinem Ensemble und der No-Ticket-Band über die Kontinente, und vor ein paar Jahren schrieb er eine selbstironische „Linie 2 – Der Alptraum“ über einen Schauspieler, der aussteigen will.

Letzten Herbst wurde der Alptraum wahr. Wolfgang Kolneder, Regisseur der „Linie 1“, ein Pionier des GripsTheaters, starb an Herzversagen. An ihn sei erinnert, beim großen Geburtstagsbahnhof.

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