„Die Tribute von Panem – Mockingjay 1“: Liebesgrüße aus dem Atombunker
Wer die ersten Teile von "Tribute von Panem" verpasst hat, findet sich hier kaum zurecht. Alle anderen dafür in der Welt von Katniss und Peeta umso besser. Leider ist Teil 1 von "Mockingjay" weniger subtil und spannend als die Vorgänger geraten.
Fast fünf Stunden haben die ersten beiden Teile der Verfilmung von Suzanne Collins’ „Hunger Games“-Jugendbuchtrilogie darauf hingearbeitet: Ausgelöst durch das Aufbegehren der jugendlichen Heldin Katniss (Jennifer Lawrence) gegen die Ungerechtigkeit manipulierter Gladiatorenspiele, erheben sich im totalitären Zukunftsstaat Panem die unterdrückten Distrikte gegen das brutale Zentralregime. Die Reaktion ist verheerend: Aufständische werden hingerichtet, Lazarette bombardiert, Katniss’ Heimatbezirk dem Erdboden gleichgemacht.
Das Zentrum der Rebellion ist eine unterirdische Bunkeranlage, in der sich eine straff organisierte Widerstandsbewegung unter Führung der charismatischen Alma Coin (Julianne Moore) auf den Bürgerkrieg vorbereitet – und den will man trotz militärischer Unterlegenheit ohne den Einsatz von Atomwaffen führen. Katniss soll dem Aufstand ein Gesicht verleihen, aber nach dem Verlust ihres geliebten Mitstreiters Peeta (Josh Hutcherson) mag sie kein Revoluzzer- Model sein. Doch dann taucht der totgeglaubte Peeta im Staatsfernsehen auf und macht Propaganda für das Regime.
Wer die ersten „Tribute“-Teile verpasst hat, braucht gar nicht erst zu versuchen, den Handlungsfaden mit etlichen Haupt- und Nebenfiguren zu entwirren. Bemerkenswert ist die sukzessive Verdunkelung der Panem-Welt: Bildete in den ersten Teilen die obszöne Prachtentfaltung in der Hauptstadt noch den wirkungsvollen Kontrast zur Armut der tributpflichtigen Distrikte, so liegt der Fokus nun auf den Orten und Protagonisten des Aufstands. Dadurch wird „Mockingjay“ zum dumpfen Kriegsfilm mit allem, was dazugehört: Durchhaltereden, Massaker, Sabotageakte, Geiselbefreiungen – aber wenig Science-Fiction. Das ist nicht nur weniger subtil, sondern auch weniger spannend als die mediale Selbstentlarvung des Systems durch die sadistisch-zirzensischen Hungerspiele. Auch schauspielerisch schlägt die Verengung der Perspektive durch: Jennifer Lawrence muss einen größeren Teil der Handlung schultern, ist aber lange in eine passiv-duldende Haltung gepresst, was ihren darstellerischen Fähigkeiten nicht eben entgegenkommt. Das Kriegsgetümmel endet, natürlich, mit einem Cliffhanger: In einem Jahr kommt das Finale der Panem-Saga ins Kino. Endlich. Jörg Wunder
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