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Der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel im März 2015 in Washington.
© Gary Cameron/Reuters
Update

Reaktionen auf den Tod von Elie Wiesel: "Licht und Vorbild der Menschlichkeit"

Er hat den Holocaust überlebt und sich für die Aussöhnung eingesetzt. Nun ist Elie Wiesel im Alter von 87 Jahren gestorben. Barack Obama würdigt ihn als das "Gewissen unserer Welt".

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel ist tot. Er sei im Alter von 87 Jahren in den USA gestorben, berichteten israelische Medien und die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Samstagabend.

Der 1928 in Rumänien geborene Wiesel hatte das Grauen der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebt. Seitdem engagierte sich der Schriftsteller, der in New York sein Zuhause fand, für das Wachhalten der Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Zu seinen berühmtesten Büchern zählt "La Nuit" ("Die Nacht"), der autobiografische Roman erschien 1958 in Frankreich.

Der Publizist und Hochschullehrer hatte 1986 den Friedensnobelpreis bekommen. Im Jahr 2000 hielt Wiesel die Ansprache zur Holocaust-Gedenkstunde des Bundestags. Im Juni 2009 besuchte er gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Barack Obama das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. Vor zwei Jahren wurde er in New York mit einem der höchsten deutschen Orden, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern, geehrt. Er engagierte sich gegen Gewalt und Intoleranz in der ganzen Welt, etwa im sudanesischen Darfur.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte bestürzt auf Wiesels Tod. "Der Staat Israel und das jüdische Volk trauern zutiefst um Elie Wiesel", sagte Netanjahu am Samstag. "Der Wortkünstler Elie hat mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit und seinen faszinierenden Büchern den Sieg des menschlichen Geistes über die Grausamkeit und das Böse verkörpert."

"Im Dunkeln des Holocaust, in dem sechs Millionen unser Brüder und Schwestern ermordet wurden, diente Elie Wiesel als ein Licht und als Vorbild der Menschlichkeit sowie des Glaubens an das Gute im Menschen", sagte Netanjahu einer Mitteilung seines Büros zufolge weiter.

Ein "Lehrer der Menschheit"

Das Internationale Auschwitz-Komitee nannte Wiesel einen "Lehrer der Menschheit". "Elie Wiesel war kein Weg zu weit und kein Anlass zu gering, Menschen über die Schrecken und Verbrechen von Auschwitz zu informieren", sagte der Vize-Exekutivpräsident Christoph Heubner am Samstag in Oswiecim. Wiesel sei die Stimme der in Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Frauen, Kinder und Männer gewesen, "die immer wieder die Vergesslichkeit, den Antisemitismus und den Hass übertönte". Er werde gerade in "diesen Tagen des Hasses und des Fundamentalismus schmerzlich vermisst" werden, sagte Heubner.

Auch Reuven Rivlin, der Staatspräsident Israels, äußerte sich zum Tod des Schriftstellers: "Elie Wiesel verkörperte die Entschlossenheit des menschlichen Geistes, die dunkelsten Teufel zu bezwingen und allen Widrigkeiten zum Trotz zu überleben", sagte er. Sein Nachfolger, Shimon Peres, twittere, Wiesel sei größer gewesen als das Leben selbst.

Bundespräsident Joachim Gauck Außenminister bezeichnete Wiesel als großartigen Menschen und außerordentlichen Gelehrten. Bundestagspräsident Norbert würdigte Wiesel im Namen des Bundestages: "Nicht von der Geschichte wollte er sprechen sondern Geschichten von Menschen erzählen - von den Schuldigen, vor allem aber von den unschuldig Ermordeten, denen er damit ihre Geschichte zurückgab." Und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte in Berlin, mit Wiesel gehe nicht nur ein großer Autor, Philantrop und Gelehrter, sondern vor allem ein unermüdlicher Streiter gegen Hass, Intoleranz und Gewalt.

Der US-Schauspieler George Clooney, der sich mit Wiesel 2006 gegen die Gewalt im sudanesischen Darfur engagierte, sagte: "Wir hatten einen Champion, der unseren Schmerz, unsere Schuld und unsere Verantwortung über Generationen auf seinen Schultern trug. Jetzt ist er weg. Es ist schwer zu verstehen."

(dpa, AFP)

"Ich spreche nicht mit Hass": Lesen Sie hier Auszüge aus Elie Wiesels Rede zum Holocaust-Gedenken im Bundestag.

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