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Comic-Kunst: Eine Seite aus „Basquiat“.
© Carlsen

Comicbiografie „Basquiat“: Leben im Farbrausch

Julian Voloj und Søren Mosdal tauchen für ihre Comicbiografie „Basquiat“ tief in die Welt des Künstlers Jean-Michel Basquiat ein.

Jean-Michel Basquiat ist einer von diesen Künstlern, deren Leben im Alter von gerade einmal 27 Jahren ein plötzliches Ende fand. Exzessiver Drogenkonsum bestimmte das Leben, eine Überdosis tat schließlich das Übrige.

Aber wie schon bei Jimi Hendrix, Kurt Cobain oder Amy Winehouse waren die wenigen Schaffensjahre ungemein produktiv und zu Lebzeiten von einem Erfolg geprägt, der bis heute nachhallt.

Basquiat erlebte in der New Yorker Kunstszene der 80er Jahre einen beeindruckenden Aufstieg, gleichzeitig empfand er Einsamkeit und innere Leere.

Superstars: Basquiat und Andy Warhol in einer Szene aus „Basquiat“.
Superstars: Basquiat und Andy Warhol in einer Szene aus „Basquiat“.
© Carlsen

Der deutsche Szenarist Julian Voloj („Joe Shuster – Vater der Superhelden“, „Ghetto Brother“), der selbst in der US-Metropole lebt, hat sowohl die äußere als auch die innere Welt des Künstlers durchdrungen. Daraus entstanden ist die Graphic Novel „Basquiat“ (Carlsen, 136 Seiten, 20 €), die einen ungewöhnlichen Blick auf Basquiats Leben richtet und tief in dessen Wahrnehmungswelt eintaucht.

Aufgewachsen in den 60er Jahren in Brooklyn findet Basquiat früh den Weg in die New Yorker Kulturszene und lernt dort Größen wie Keith Haring und Madonna kennen. Er spielt Jazz und besprüht Hauswände mit geheimnisvollen Graffiti.

Kampf gegen die Schublade des schwarzen Graffiti-Künstlers

Gleichzeitig werden die Drogen zu seinem ständigen Begleiter. Zunehmend erfolgreich ist er vor allem mit seiner Kunst im neoexpressionistischen Stil, die viele kulturelle Einflüsse aufnimmt. Er wird schließlich von renommierten New Yorker Galerien vertreten. Prägend ist für ihn auch die Freundschaft zu dem Pop-Art-Künstler Andy Warhol, mit dem er zusammenarbeitet.

Immer wieder treibt den Künstler mit haitianischen und puertoricanischen Wurzeln auch das Thema Rassismus um. Basquiat wehrt sich dagegen, in die Schublade des schwarzen Graffiti-Künstlers gesteckt zu werden. Außerdem ist Polizeigewalt gegen Schwarze Thema seines Werks.

Das Titelbild des besprochenen Buches.
Das Titelbild des besprochenen Buches.
© Carlsen

Angenehm ist in dem Comic vor allem, dass Voloj entscheidende Momente aufgreift, ohne die biografischen Daten abzuarbeiten. Die Szenen laufen wie in einem Fluss, sind stellenweise assoziativ verknüpft. Zum Teil verweigern sie sich einer klaren Einordnung.

Ein Alter Ego, das seinen Gemälden entsprungen sein könnte

Ein besonderer Coup gelingt auch mit einer schwarzen Figur, die einem von Basquiats Gemälden entsprungen zu sein scheint: Immer wieder steht er mit ihr im Dialog. Sie fungiert als sein Alter Ego und ist Ausdruck seiner inneren Kämpfe, erinnert an Vergangenes oder spricht mahnende Worte, wenn er sich den nächsten Schuss setzen will.

Grandios ist die künstlerische Umsetzung von Comiczeichner Søren Mosdal, der das Leben des impulsiven Exzentrikers Basquiat in einem einzigen Farbrausch nachzeichnet. In kraftvollen Tönen und wechselnder Kolorierung lässt er je nach Szene atmosphärisch dichte Bilder entstehen.

Mit expressiven Farbstreifen an Wänden und in den Straßen vermengt Mosdal Wirklichkeit und Gedankenwelt des Künstlers. Wenn sich Basquiat im Drogenrausch befindet, nehmen andere Menschen skurrile Formen an.

Kombiniert mit wechselnden Perspektiven, etwa aus der Vogelperspektive, und fein gezeichneten Gesichtern, oft in Nahaufnahme, entfaltet das Erzählgeschehen eine erstaunliche Dynamik. Alles in allem kommt man ihm so sehr nahe, dem Künstler und Menschen Jean-Michel Basquiat.

Birte Förster

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