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Der amerikanische Musiker Dan Auerbach.
© ALYSSE GAFKJEN

Black-Keys-Frontmann Dan Auerbach: „Lasst mich alle in Ruhe!“

Dan Auerbach von den Black Keys spricht im Interview über seine neue Band The Arcs, die Zusammenarbeit mit Lana Del Rey und das Popgeschäft.

Mister Auerbach, Ihr neues Projekt heißt The Arcs. War die Band ein Zeitvertreib, nachdem die Black Keys wegen der Schulterverletzung des Drummers Patrick Carney in die Zwangspause mussten?
Nein, die Jungs in der Band sind einige meiner ältesten musikalischen Freunde. Ich kenne sie von der Arbeit im Studio und von den Tourneen, bei denen einige von ihnen in der Backing Band der Black Keys dabei waren. Das Ganze war eine logische Entwicklung. Wir haben jahrelang immer wieder Stücke aufgenommen. Diesmal haben wir uns entschieden, auch mal etwas zu veröffentlichen.

Was gab den Anstoß?
Leon Michels und ich haben uns vor sieben oder acht Monaten zusammengesetzt und in den Computer geschaut, um zu sehen, wie viel Material wir eigentlich haben. Es waren so um die 75 Stücke! Das war ein deutlicher Wink: Wir sollten mal was machen: Die Band macht Spaß, die Musik macht Spaß – los geht’s!

Es sind also keine liegen gebliebenen Black-Keys-Stücke, die es nicht durch die Qualitätskontrolle schafften?
Nein, das sind alles Songs, die für The Arcs entstanden. Wir haben aber nichts von dem alten Material benutzt. Die Lieder sind für dieses Projekt neu geschrieben worden. Alles, was auf der Platte zu hören ist, haben wir dann in knapp zwei Wochen aufgenommen. Mal zwei Tage in New York, mal zwei Tage in Los Angeles.

In New York sind Sie ins legendäre Electric Lady Studio gegangen, das von Jimi Hendrix aufgebaut wurde. Haben Sie nach einer besonderen Atmosphäre gesucht?
(lacht) Nun, wir hatten zwei Tage frei in New York und brauchten ein Studio – dort war gerade etwas frei. Das war’s auch schon.

Sie sagen immer „wir“. Die Arcs sind also kein Dan Auerbach Solo-Trip?
Es ist definitiv eine Band. Kein Solo-Projekt, kein Seiten-Projekt. Es ist eine Band. Und es geht hier um wirkliche Zusammenarbeit.

Das heißt, die Black Keys liegen jetzt erst einmal auf Eis?
Ja.

Können Sie mit den Arcs Dinge ausdrücken, die mit den Black Keys nicht möglich sind?
Na ja, das ist eine völlig andere Veranstaltung, weil es sich um eine Kollaboration handelt. Alle haben ein Mitspracherecht beim Komponieren. Das ist eine ganz andere Erfahrung. Alles ist gleichberechtigt.

Gilt das auch für die Texte? Es gibt da interessante Zeilen in dem Stück „Outta My Mind“: „I heard I lost my self control/ but everything I did went and turned to gold“. Das klingt, als würden Sie für ihren Erfolg kritisiert und schlügen jetzt zurück (Anm.: die Plattenfirma bat, keine Fragen zum Rockmusiker Jack White zu stellen, mit dem Auerbach in einer Fehde liegt.)
(zögert) Nun, Leon Michels und ich haben das Lied geschrieben über jemanden, den wir kennen.

Also ist es keine persönliche Geschichte?
Doch. Eine persönliche Geschichte, die wir mit jemandem erlebt haben.

Von der Single „Stay In My Corner“ heißt es, sie sei vom vermeintlichen Boxkampf des Jahrhunderts zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao inspiriert worden. Was fasziniert Sie am Boxen?
(lacht) Das ist nicht mal ein Lied übers Boxen. Das ist ein Liebeslied. Wir haben die Single am Tag des Kampfes veröffentlicht, das Lied war also längst geschrieben. Wir dachten einfach, das wäre eine lustige Idee. Boxen mag ich wirklich. Das ist ein toller Sport. Und mich fasziniert die Verbindung zur Halbwelt.

Sie sind nun schon einige Jahre im Musikgeschäft und haben sich stets weiterentwickelt. Das Magazin „Mojo“ schrieb kürzlich über Sie, dass Sie praktisch unfähig seien „einen Song zu schreiben, der einen nicht packt“. Wie machen Sie das?
Ich habe keine Ahnung. Ich fühle mich einfach sehr wohl, da wo ich bin. Mit tollen Leuten um mich herum. Das ist in der Musik zu spüren. Ich habe nie Musik gemacht, nur um damit Geld zu verdienen. Jedes Mal, wenn Sie etwas von mir hören, ist es ein Produkt, das mir am Herzen liegt, etwas, das ich liebe! Ich kenne eine Menge Jungs, die in einem Haufen mieser Bands spielen, nur um die Rechnungen bezahlen zu können. Ich arbeite nur an Dingen, die mich interessieren. Und ich bin in der glücklichen Lage das zu tun, weil ich auf den Tourneen mit den Black Keys eine Menge Geld verdiene. Das ist ein Segen.

Vor dem großen Erfolg sind sie hunderttausende Meilen in einem kleinen Van durch die USA getourt. Das sind Erfahrungen, die nicht viele Menschen machen. Sie selbst wirken ziemlich abgeklärt. Fühlen Sie sich manchmal wie ein einsamer Cowboy oder wie ein Outlaw?
Cowboy? Ich weiß nicht. Das ist ja so ein Macho-Scheiß. Ich fühle mich definitiv wie ein Außenseiter. Ich fühle mich wie ein Farmer, der seine eigene Ranch hat und komplett unabhängig ist. Ich sitze auf meiner Farm – lasst mich alle in Ruhe. Ich bin kein Cowboy, der auf einem hohen Ross sitzt. Nein, ich bin ein Farmer!

Wie kommt so ein Außenseiter mit dem Musikbusiness zurecht, das in einer großen Umbruchphase steckt?
Wenn ich mein Ding mache, ist es okay. Wenn ich mit Leuten aus dem Musikbusiness zu tun habe, dann macht mich das tendenziell fertig. Zumal alles so schwierig geworden ist, weil das Geschäft ein heilloses Durcheinander geworden ist. Keiner weiß, wo es lang geht. Ich will einfach nur in Ruhe Musik machen und nichts mit dem Business zu tun haben.

Das Cover-Design der neuen Platte erinnert an alte Flower-Power-Zeiten. Ist das eine Referenz an musikalische Zeiten, die Ihnen besser gefallen als das, was heute so zu hören ist?
Hm, die Musik ist in meinen Träumen, daher vielleicht auch der Titel „Yours, Dreamily“. Aber das Album ist eigentlich nichts anderes als ein Abbild unserer Plattensammlungen. Wir versuchen, eine Musik zu erfinden, die es vorher noch nicht gegeben hat, basierend auf Musik, die wir lieben.

Sie sind nebenbei ein fleißiger Produzent, haben unter anderem bei einer der besten Dr.-John-Platten Regie geführt. Ein Coup war Ihre Arbeit mit Lana Del Rey, die Sie auf ein ganz neues Level gehoben haben. Gibt es weitere Pläne mit ihr?
Nein, ich glaube nicht. Leon Michels hat gerade mit ihr gearbeitet, hat ein paar Stücke auf ihrem neuen Album produziert. Wir hatten eine gute Zeit. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Und ich bin glücklich mit dem Ergebnis. Wir haben etwas geschaffen, das sie vorher nicht gemacht hat und niemals gemacht hätte.

Was bringt es, als Produzent zu arbeiten?
Es gefällt mir. Das ist alles. Manchmal muss ich die Musik nicht mal verstehen. Und ich muss das Gefühl haben, bei dem Projekt helfen zu können. Wenn ich das nicht kann, lasse ich die Finger davon. Selbst wenn mir die Musik gefällt.

Was bedeutet eigentlich der Bandname The Arcs?
Einen Bandnamen zu finden ist das Schlimmste überhaupt. Fünf Leute sich auf einen Namen einigen zu lassen – das war der schwierigste Job, den ich je hatte.

Das Gespräch führte Andreas Müller. „Yours, Dreamily“ erscheint am 4. September bei Nonesuch.

Andreas Müller

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