Bauhaus-Doku im Kino: Lasst das Licht in die Gesellschaft
"Vom Bauen der Zukunft - 100 Jahre Bauhaus": Eine Dokumentation zum Phänomen Bauhaus, die vom Gestern die Perspektive ins Morgen öffnet.
Keine Schule der Architektur hat das Gesicht unserer Welt mehr verändert als diese. Aber was heißt Gesicht? Ganz falsches Wort, argwöhnten früh die Skeptiker. Moderne Häuser haben keine Gesichter mehr. Und so verlieren es auch die Städte. Das ist die große Uniformisierung der Welt. Wer dürfte leugnen, dass sie eingetreten ist?
Ohne die Katastrophe des Ersten Weltkriegs, wäre das Bauhaus wohl nicht möglich gewesen. Der Krieg hat keinen Stein dessen, worauf Verlass schien, auf dem anderen gelassen. Wir werden dasselbe tun!, beschlossen die Bauhäusler. Anders wohnen, um anders zu leben! Das war die Utopie. 100 Jahre wird sie nun alt. Wie porträtiert man eine Utopie ein Jahrhundert später? Niels Bolbrinker und Thomas Tielsch beginnen mit einer Provokation: Sie zeigen Corbusiers Wohnmaschine in Marseille, und danach eine kolumbianische Favela. Zweimal Massen- Wohnen in Waben. Aber Bolbrinker und Tielsch wissen: Jeder Bericht von einer Utopie ist zuerst ein Traumprotokoll. Das frühe Bauhaus also zwischen Alltag und Fest. Mensch und Raum, neu vermessen. Unvermittelt springen die Filmemacher in die Gegenwart, in eine schwedische Schule, die keine Klassenzimmer mehr hat, aber dafür einen blauen Berg in der Mitte, das ist die Aula, und untendrunter ist die Höhle, die zu jedem wirklichen Berg gehört.
„Auf Gropius lasse ich nichts kommen!“
Gropius kam 1919 nach Weimar. Doch die Nachkriegszeit war der Moderne in Weimar nicht günstig. Die Mehrheits- Weimarer hielten das neue Bauen genau wie die Republik für Demütigungen im Gefolge des Versailler Vertrags. Der Film führt uns in das wunderbare, von Schlemmer gemalte Treppenhaus der Weimarer Kunstschule. Den „Baukasten“ nahm Gropius mit nach Dessau; sein modulares System wurde zur Grundlage der seriellen Massenproduktion am Bau. So entstand die „Arbeitervillensiedlung“ Dessau-Törten, und die vielleicht schönste Stelle im Film zeigt eine alte Frau vor ihrem Haus, in das sie schon als kleines Mädchen einzog: „Auf Gropius lasse ich nichts kommen!“, sagt sie immer wieder.
Dem einstigen kanadischen Architekturstudenten, den nur Wochen nach dem Mauerfall nichts mehr in Kanada hielt, geht es nicht anders. Er musste nachschauen, ob es das Bauhaus, diese Ikone der Moderne, wirklich gab. Stephen Kovats blieb und begleitet durch den Film, der vom Gestern her immer wieder Perspektiven ins Morgen öffnet. "Kathedralen der Zukunft" wollte das Bauhaus errichten. Ob ihre Schöpfer ahnten, dass sich nach ihrem Vorbild keine Städte, sondern nur Vorstädte bauen ließen? Die Vision der lichtdurchfluteten Gesellschaft endet in der „technokratischen Nekropolis“, kommentiert der Film an seiner kältesten Stelle.
Noch im Bundesplatz-Kino, Delphi Lux, Hackesche Höfe und Lichtblick, Babylon Kreuzberg, International, Filmtheater Friedrichshain, Capitol
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