Konzertkritik: Lass dich umarmen, Welt
Jonathan Richman gibt zusammen mit Drummer Tommy Larkins ein herzerwärmendes Konzert im Festsaal Kreuzberg.
Eine kleine Beruhigungsansage schickt er voraus: „Macht euch keine Sorgen, wenn der nächste Song auf Italienisch ist. Es geht nur darum, auf 17 verschiedene Weisen zu sagen: Es ist eine großartige Party!“ Und schon wedelt Jonathan Richman mit schlackerndem Handgelenk über die Saiten seiner Akustikgitarre und besingt ein Fest, das absolut „galattico“ ist. Anschließend geht die Sause – wieder nach kurzen „Don’t worry“-Ansprachen – auf Hebräisch und Arabisch weiter, um schließlich auf Spanisch zu enden.
Es ist keine eitle Sprachspielerei, die Richman hier vorführt, sondern eine liebevolle Geste der Weltumarmung. Alle sind zur Party eingeladen und alle verstehen sich. So ist es auch im heißen, vollen Festsaal Kreuzberg. Konzentriert und amüsiert verfolgt das Publikum den einstündigen Auftritt des 61-Jährigen, der einst mit den Modern Lovers Garagenrock machte und mittlerweile immer ruhiger wird. Seine Gitarre spielt er unverstärkt, nur ein kleines Mikro trägt ihren Klang in den Saal. Auch Schlagzeuger Tommy Larkins, der aussieht, als sei er ein Bruder von Helge Schneider, fügt sich in den Leisetreter-Sound ein: Er benutzt ausschließlich Besen und statt einer Snare-Drum hat er Congas vor sich stehen. Als Duo harmonieren die beiden fantastisch. Und wenn Larkins eines seiner kurzen Soli tackert, schlägt Richman dazu die Kuhglocke oder legt einen kindlich-expressiven Tanz auf die Bretter. Seine Fröhlichkeit wirkt ansteckend.
Schon nach zehn Minuten spielt er auf den Bass-Saiten die Eröffnungstakte des „Egyptian Reggae“, sein wohl bekanntestes Stück – und stiehlt sich nach einer jazzigen Girlande gleich wieder davon. Ein Instrumental ist halt auch kein richtiger Einheizer. Das 20 Jahre alte „Dancing In A Lesbian Bar“ hingegen schon. Toll, wie das Publikum fast den gesamten Text mitsingt. Richman freut sich sichtlich darüber. Der Mann, der einst in der Komödie „Verrückt nach Mary“ als singender Kommentator auftrat und dadurch kurze Mainstream-Bekanntheit erlangte, wirkt noch immer wie der nette Troubadour aus der Nachbarschaft. Völlig unprätentiös steht er im grünen Hemd und einer weiten Stoffhose im roten Scheinwerferlicht, schlägt seine flamencohaften Rhythmen, singt sehnsuchtsvoll den Mond an oder schwärmt über den Frühling in New York.
Für die Zugaben bleiben er und Larkins gleich auf der Bühne. Sie begeistern mit einer sehr sanften Ballade über einen Beziehungskrach und einer rockigen Hommage an Keith Richards, in die Richman eintaktige „I Can’t Get No Satisfaction“-Zitate mischt. Ein wunderbarer, herzerwärmender Abend.
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