András Schiff im Konzerthaus: Lächeln unter Tränen
Mozart total im Konzerthaus: Sir András Schiff und seine Cappella Barca mit nicht nur musikalischer, sondern auch menschlicher Harmonie.
„Cappella Andrea Barca“ nennt sich das Kammerorchester, das seit 20 Jahren mit Sir András Schiff zusammenarbeitet. Anlass war die mehrmalige Gesamtaufführung der Mozart-Klavierkonzerte bei der Salzburger Mozartwoche. Damit demonstriert der Pianist und Dirigent seinen ganz eigenen Sinn für Humor, denn niemand anders als er selbst steckt hinter diesem Namen, hinter dem man vielleicht einen venezianischen Renaissancefürsten vermuten könnte.
Nicht nur musikalische, auch menschliche Harmonie bestimmte die Auswahl der ansonsten solistisch und kammermusikalisch tätigen Musiker. Und so kommen im Konzerthaus bei einem reinen Mozart-Programm weder die Spielfreude noch der Humor zu kurz. Das eröffnende terzengesättigte Holzbläserthema im Klavierkonzert B-Dur KV 450 sprüht geradezu vor Humor, dem in flottem Tempo jede Behäbigkeit ausgetrieben ist. Das erreicht Schiff, mal vom Klavier aus, mal im Tutti stehend dirigierend, durch ein Fingerschnipsen oder Kopfnicken. Knapp und spritzig pointiert auch sein Solopart, hell glitzerndes, sparsam pedalisiertes Passagenwerk, das jedoch nicht atemlos vorbeiflitzt, sondern Raum für kleine nachdenkliche Moll-Einsprengsel lässt.
Unkonventionelle Detailfreude
Dies zeichnet vor allem das Andante aus, ein edler Gesang wie eine Händel-Arie, den Schiff mit chromatisch absteigenden Trillerketten klanglich eher in Romantik-Nähe rückt. Welch ungeheure Entwicklung Mozart im Frühjahr 1784 durchmessen hat, zeigt das wenige Wochen später entstandene G-Dur-Klavierkonzert KV 453 mit seinem überbordenden thematischen und emotionalen Reichtum, der im Andante mit raschen Dur-Moll-Kontrasten das berühmte Mozart’sche „Lächeln unter Tränen“ erzeugt und sich im Finale in „Figaro“-Neckereien auflöst. Schiff macht all dies mit unkonventioneller Detailfreude bezwingend lebendig. Dabei entzückt das kammermusikalische Miteinander in plastischen Dialogen etwa mit Oboe, Fagott und Horn (gespielt von der großartigen Marie-Luise Neunecker), im Ritardando-Witz kurz vor der Schluss-Stretta.
Solche Transparenz und Spannkraft vermisst man ein wenig in der Sinfonie Es-Dur KV 453, 1789 die große letzte Trias eröffnend. Was Mozart hier zu sagen hat, zwischen ouvertürenhafter Eröffnung, Schmerzensdramen und irritierend fragendem Ende, bleibt etwas flach. In die „Tiefen des Geisterreichs“, wie E. T. A. Hoffmann befand, führt es gewiss nicht.