Literaturadaption: Kommunikationsprobleme
Jakob Hinrichs hat aus Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ eine knallbunte Bildergeschichte gemacht, die keine Scheu hat, sich große Freiheiten zu nehmen – zum Glück.
Auf was für ein Minenfeld man sich begibt, wenn man seine emotional instabilen Partner in sexuelle Fantasien einweiht, beschrieb Arthur Schnitzler kunstvoll in seiner „Traumnovelle“. Nachdem ihm seine Frau Albertine von einem geträumten Tête-à-tête berichtete, rennt deren Protagonist, der Arzt Fridolin, verstört durchs nächtliche Wien, trifft Prostituierte, Künstler, Kinderschänder, landet in Bars, auf einer Orgie und schließlich wieder reumütig in den Armen seiner Frau.
Der Berliner Illustrator Jakob Hinrichs, dessen Arbeiten sonst die Seiten von „Business Week“ oder „New York Times“ schmücken, hat die Geschichte nun mit sichtlich Spaß vom kitschigen Ende befreit und in modernistische Bilder umgesetzt, die nicht selten an Siebdrucke der 1960er und Holzschnitte erinnern. Immer wieder ergeben sich dabei interessante Spannungen zwischen der vordergründig naiven Optik und dem frivolen Inhalt.
Dass Hinrichs dazu nicht eins zu eins übersetzt, sondern sich reichlich künstlerische Freiheiten erlaubt und überall Anspielungen auf Kafka, Freud und Hamlet platziert, unterscheidet sein Werk erfreulich von zahlreichreichen anderen Klassikeradaptionen der vergangenen Wochen und Monate, die sich sklavisch an der Vorlage entlang hangelten. Und wer danach beide Fassungen noch mal direkt nebeneinander halten möchte, findet den kompletten Original-Text praktischerweise direkt im Anhang des Bandes.
Jakob Hinrichs & Arthur Schnitzler: „Taumnovelle“, Edition Büchergilde, 158 Seiten, 24,95 Euro
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