Kultur: Komm, hab Mut!
Diva des alltäglichen Wahnsinns: zum 70. Geburtstag von Gena Rowlands
Diese Frau ist eine Katastrophe. Gequält, betrunken, kapriziös. Lacht und verzweifelt, tobt und streikt, ist zart und hysterisch, hilflos und wütend. Gena Rowlands ist „Eine andere Frau“ von Woody Allen (1988), die erste Taxikundin in Jarmuschs „Night on Earth“ (1991), ist Sarah, Myrtle, Mabel, Gloria, neurotische Gattin, Diva im Premierenfieber, Gangsterbraut auf der Flucht – in den Filmen ihres Ehemanns John Cassavetes: Keiner anderen Schauspielerin hat er mehr Großaufnahmen geschenkt.
Ihren großen Auftritt hat sie als „Gloria“ (1980): Mit Pumps und Seidenkostüm läuft sie auf die Straße, zieht die winzige Pistole aus der Handtasche, schießt ihre Verfolger nieder – und winkt ein Taxi herbei. Die größte Rolle hat Rowlands jedoch in Cassavetes’ siebtem Film, „A Woman under the Influence“ (1974): als Kindfrau und Teufelsweib, hautnah, hysterisch, unbezwingbar – Tour de Force des alltäglichen Wahnsinns.
Wer ohne Schutz spielt, ohne Haut, braucht unglaublich viel Kraft. Gena Rowlands zeigt die Auflösungsprozesse des Alterns, das Außer-Sich-Sein der Weiblichkeit, die sich selbstvergessene Schönheit – und schont sich nicht. Neben Jeanne Moreau, Anna Magnani, Liv Ullmann, Isabelle Huppert ist sie eine der atemberaubendsten Kino-Erscheinungen. Weil etwas an ihr unbegreiflich ist.
In „Opening Night“ (1978) sagt sie, die Broadway-Primadonna, zum Bühnenkollegen: „Komm, hab Mut! Lass uns rausgehen und dem Publikum zeigen, worum zum Teufel es geht.“ Man müsse das Stück umkrempeln, „um zu sehen, ob wir nicht etwas Menschliches darin finden“. So kehrt sie vor der Kamera ihr Innerstes nach außen, als Fremde ihrer selbst.
Wer so verrückt ist und so souverän, hat viele Geheimnisse. Geboren ist Rowlands in Cambria, Wisconsin. Die Biografien geben mal den 19. Juni 1930, mal 1936, meist aber 1934 als Geburtsjahr. Selbst wenn sie heute nicht 70 Jahre alt werden sollte: höchste Zeit, Gena Rowlands zu feiern.
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