Comic-Klassiker: Kleiner Eisenherz auf großer Fahrt
Mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks veröffentlicht der Bocola Verlag seit 2006 Hal Fosters großen – und ungebrochen großartigen – Abenteuercomicstrip „Prinz Eisenherz“. Inzwischen ist bereits der 15. Band der vorbildlichen Gesamtausgabe erschienen.
Es wird meistens nicht viel geredet, wenn die Dinge gut laufen. Für gewöhnlich findet man sich einfach damit ab und nimmt die positive Konstanz zur Kenntnis, ohne ein Wort über die Sache zu verlieren. An dieser Stelle soll dann aber doch mal wieder erwähnt werden, dass der Bocola Verlag mit seiner Herausgabe von „Prinz Eisenherz“ nach wie vor einen tollen Job macht.
Der geradezu sensationell auflagenstarke Comic-Bestseller aus Bonn (10.000 Exemplare pro Band; Band 1 verzeichnet inzwischen sogar 15.000 Exemplare) versammelt mit dem kürzlich erschienenen 15. Hardcover-Album bereits die Sonntagsseiten Nr. 1456 bis 1559 aus den Jahren 1965 und 1966. Neben der gewohnt guten Wiedergabequalität, in der sich die prächtigen Seiten von Illustrations-Altmeister Hal Foster auch diesmal wieder dank sorgsamer digitaler Restauration präsentieren, fällt dabei vor allem der Fokus der abgedruckten Kapitel auf. Der liegt über weite Strecken des Albums nämlich auf Eisenherz’ und Aletas Sohn Arn, der sich auf große Fahrt begibt, um das Versprechen seiner Mutter einzulösen und in das Land seiner Geburt zurückzukehren.
Foster profitierte von eigenen Trapper-Erfahrungen
Wie sein Vater vor ihm, begibt sich Arn also auf die Reise nach und ins ungezähmte Nordamerika, was Foster immerhin die Möglichkeit gegeben hat, einmal die Vergangenheit in der Nähe seiner Haustür zu visualisieren, die er vor seiner Karriere als Werbe-Zeichner und Comic-Künstler ja sogar als Trapper in Kanada durchstreift hat. Foster ergriff die Gelegenheit beim Schopf und stürzte sich mit offenkundiger Begeisterung auf das neue Sujet, um diesen für ihn und seine Leser erfrischenden geografischen Teilabschnitt der Historie wie gewohnt akkurat recherchiert und minutiös abzubilden. Darüber hinaus ist Arns Reise in die Gebiete der Indianer eine der seltenen Gelegenheiten, da die Zeit zwischen dem Abenteuerklassiker und der Wirklichkeit bei Erscheinen bis auf das Datum genau exakt gleich verstrichen ist.
Da sieht man aber, was für ein Luxusproblem die weltweit wohl beste Gesamtausgabe von „Prinz Eisenherz“ mittlerweile geschaffen hat: Es genügt schon nicht mehr, dass sie seit fünf Jahre auf bisher unerreichtem Niveau den größten Abenteuercomicstrip aller Zeiten auf Deutsch zugänglich macht. Nein, da müssen die ritterlichen Kreuzfahrer mit Wikingerblut in den Adern mal wieder die künftigen Kolonien besuchen und solche obskuren chronologischen Kongruenzen zwischen der Erzählzeit und der Wirklichkeit zur Schaffenszeit auftauchen, damit man sich endlich erneut dazu bequemt, über den völlig zurecht so erfolgreichen Dauerbrenner unter den florierenden Gesamtausgaben klassischen Comic-Materials zu schreiben.
Als der Autor dieses Beitrags das letzte Mal mit geradezu kindlicher Begeisterung über Fosters Helden geschrieben hat, war der des höfischen Lebens müde, ungebrochen abenteuerhungrige Eisenherz von den Foster-Nachfolgern Mark Schultz und Gary Gianni übrigens gerade ebenfalls einmal mehr auf große Abenteuerfahrt in die Fremde geschickt worden (mehr zu dieser fortlaufenden Serie unter diesem Link).
In diesem Sinne: Bis zur nächsten Fahrt!
Hal Foster: Prinz Eisenherz, bislang 15 Bände, je ca. 100 Seiten, Übersetzung von Wolfgang J. Fuchs, je 22,90 Euro. Zur Verlags-Website geht es hier.
Der Blog unseres Autors Christian Endres findet sich hier: www.christianendres.de.
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