Berliner Museumsinsel: Kleine Öffnung, große Wirkung
Der neue Eingang des Pergamonmuseums gewinnt Konturen. Es gibt schon den Durchbruch für den Übergang von der James-Simon-Galerie als künftigem zentralem Eingangsgebäude.
Der Bau eines Eingangsgebäudes zur Museumsinsel, nach dem bedeutendsten Mäzen der Berliner Museen James-Simon-Galerie benannt, stand bislang nicht unter dem besten Stern. Unvorhergesehene Schwierigkeiten mit dem Baugrund, Kostenexplosion, fehlerhaft ausgeführte Bauarbeiten und die Insolvenz der verantwortlichen Baufirma hielten das Vorhaben mächtig auf. Doch jetzt geht es voran. Sichtbar ist nunmehr der künftige Durchgang vom Empfangsgebäude ins Pergamonmuseum.
Eine Hälfte der Eingangspforte wurde bereits durch die dicken Mauern des Pergamonmuseums gestemmt, die andere Hälfte folgt; über die technischen Details dieser eigentlich nicht eben spektakuläre Maßnahme informierte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Man ist für jeden kleinen Baufortschritt dankbar.
Zentraler Eingang? Über die Besucherlenkung ist lange gestritten worden
Klein ist die Öffnung, groß dessen Wirkung: Künftig werden die an den großen Monumenten der Antike interessierten Touristen, die das Gros der Besucher ausmachen, nicht mehr über die Kupfergraben-Brücke, sondern auf dem Weg über das Servicezentrum James-Simon-Galerie ins Museum strömen. Und hoffentlich auch in den Rundgang der „Archäologischen Promenade“, die die weiteren Museen der Insel – mit Ausnahme der Alten Nationalgalerie – verbinden soll.
Wie lange ist über diese „Besucherlenkung“ gestritten worden! Doch anders als mit großzügigen Ticketcountern, Shops, Café- und Serviceräumen sind heutige Großmuseen nicht mehr zu handhaben. Das Ideal des in klösterlicher Stille versunkenen, umfassend vorgebildeten Einzelbesuchers ist nostalgisch und geht schlicht am Vermittlungsauftrag der von der Öffentlichkeit getragenen Museen und verwandter Kultureinrichtungen vorbei. Was immer getan werden kann, um das kulturelle Erbe zum geistigen Besitz der Vielen zu machen, sollte unternommen werden. Wenn die Besucher nicht mehr an mehreren Museumskassen anstehen müssen, sondern nur noch an einer, und so vielleicht ermuntert werden, neben Pergamon-Altar und Babylon-Tor auch Ägypten, Hellas und Rom zu besichtigen – dann hat sich der Aufwand gelohnt.
Viel bleibt zu tun, was die Wissensvermittlung angeht; umständliche Audio-Guides sind Schnee von gestern. Den technischen Fortschritt zu nutzen, heißt nicht, sich an den wechselhaften Zeitgeist zu verlieren. Sondern alles zu tun, um das immer wieder beschworene Humboldtsche Bildungsideal hier und heute zu verwirklichen.
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