Mitmachangebote und freier Eintritt: Klaus Lederer will Kultur für Berliner attraktiver machen
Der Kultursenator möchte Hemmschwellen senken - und setzt dabei auf freien Museumseintritt einmal im Monat. Aber auch Yoga auf dem Dach.
Während es bei den Kolleginnen in den Ressorts Bildung, Wohnen und Verkehr gewaltig kriselt, der Koalitionsausschuss ergebnislos auseinandergeht, präsentiert Kultursenator Klaus Lederer strahlend nur einen Tag später im Garten des Podewil, wo die Kulturprojekte GmbH ihren Sitz hat, was er plant. Von Krise keine Spur. Stattdessen verfolgt der Politiker der Linken unbeirrt sein Ziel: die Beteiligung breiterer Bevölkerungskreise an Kultur, die Berührungsängste zu senken.
Die Lange Nacht der Museen ist zwar keine Erfindung von ihm, vor über 20 Jahren fand die erste statt, inzwischen wird sie auf der ganzen Welt kopiert. Doch nach einem Besuchereinbruch vor zwei Jahren, als das Event kurz vor dem Aus stand, wird mit der Langen Nacht am 31. August der Start in den Kulturherbst zelebriert. Mit 75 000 verkauften Karten war sie im letzten Jahr die erfolgreichste Veranstaltung, für 2019 ist eine Steigerung erhofft. Während ansonsten Berlins Museen mehrheitlich von Touristen besucht werden, verkehrt sich an diesem Abend das Verhältnis: Dann gehen 60 bis 70 Prozent Berliner hin.
Niederschwellige Angebote werden groß geschrieben
Genau die will Lederer in seinen Ausstellungshäusern haben, die Lange Nacht soll sie ködern. In die gleiche Richtung zielt der ab April geplante monatliche eintrittsfreie Sonntag. Auch der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat für die Staatlichen Museen zu Berlin seine Beteiligung zugesagt – wenn der Bund als Finanzier denn mitzieht. Insgesamt sind veränderte Öffnungszeiten anvisiert – länger am Abend, kürzer am Vormittag. Doch davon müssen die Museen noch überzeugt werden, so Lederer.
Mit der Langen Nacht startet auch die Bauhauswoche Berlin, in deren Mittelpunkt die Ausstellung in der Berlinischen Galerie steht. Auch hier ist das Mitmachen, das niederschwellige Angebot groß geschrieben. Geplant sind eine Schaufensterausstellung zur Geschichte entlang der Kantstraße, um den Savignyplatz und in der Potsdamer Straße, Yoga auf Dachterrassen samt Open-Air-Filmreihe im Podewil (31. 8. bis 8. 9.).
Mit der Berlin Art Week setzt sich die Festivalitis drei Tage später fort. Nachdem es auch dort 2018 gekriselt hatte, weil den beiden Kunstmessen die Location weggebrochen war, konnte sich die Art Week ähnlich wie die Lange Nacht der Museen retten. Mit dem Flughafen Tempelhof war eine neue Spielstätte gefunden, 100 000 Besucher kamen. Anders als beim Gallery Weekend im Frühjahr gehören auch die Museen, die freie Szene, die Projekträume zu den Beteiligten der Art Week. Die Eröffnung am 11. September findet im Haus der Statistik statt, wo verschiedene Kollektive unter Federführung der Kunst-Werke und des Zentrums für Kunst und Urbanistik ihre Vorschläge präsentieren, wie „das wahnsinnige Gebäude“, wie Lederer es nannte, künftig genutzt werden kann. Bei „Statista“, so der Ausstellungstitel, sollen sich Kunst und Stadtentwicklung verbinden, was „nicht ohne Spannung“ geschehen dürfte, so der Kultursenator mit einem gewissen Leuchten in den Augen.
Nächster Donnerschlag in seinem Herbstprogramm ist das Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“, das vom 4. bis 10. November begangen werden soll. Weniger jubelnd als in früheren Jahren, denn Brexit und Spannungen zwischen den Alliierten haben die Stimmung verhagelt, wachsende Sicherheitsprobleme kommen hinzu. Stattdessen nachdenklicher, dafür eine Woche lang vom 4. bis 10. November mit einer „Route der Revolution“ entlang der Schauplätze. Erinnern erwünscht.